Dresden - Aufstand eines mehrfachen Schwimm-Weltmeisters: „Ich trainiere nur noch, weil ich mich fit halten muss. Mir ist das Wasser einfach zu kalt.", sagt der 87-Jährige Werner Schnabel im Interview mit Sachsen Fernsehen. Laut ihm herrsche in den Schwimmhallen Dresdens derzeit eisige Kälte. Grund ist die Temperatur-Senkung aufgrund der drohenden Energiekrise.
Bereits im April 2022 wurde die Wassertemperatur in den Schwimmbecken drastisch abgesenkt, um Energie zu sparen und der Energiekrise entgegenzuwirken. "Durch den ausgebrochenen Russland-Ukraine-Krieg und die daraus resultierende Knappheit am Energiemarkt, einhergehend mit einer Verteuerung der Gas- und Strompreise um ein Vielfaches, war es notwendig geworden, Sparpotentiale zu nutzen.", berichtet Lars Kühl, Sprecher der Dresdner Bäder GmbH auf Anfrage. So hätte man die Wassertemperaturen um ein Grad Celsius abgesenkt. Sie beträgt nun 26 Grad Celsius im Schwimmerbecken, 29 Grad Celsius in den Erlebnis- und Lehrschwimmbecken sowie 32 Grad Celsius in den Baby- und Kleinkinderbecken. Inzwischen haben einige Städte wieder die Temperatur in den Becken aufgedreht. In Dresden allerdings bleibt es vorerst kalt. Bad-Sprecher Lars Kühl: "An den Wassertemperaturen wird sich zunächst nichts ändern, weil wir weiterhin zu Einsparungen in Größenordnungen, vor allem auch finanziell, verpflichtet sind. Eine Entspannung am Energiemarkt sei noch nicht bei der der Dresdner Bäder GmbH als Verbraucher angekommen.
Doch diese Maßnahme hat nun für erheblichen Unmut bei Schwimmlehrern und einem mehrfachen Schwimm-Weltmeister gesorgt. "Die Kinder bekommen blaue Lippen, frieren schnell und zittern im Wasser wegen der niedrigen Temperaturen", meint Steffen Böhmert, Vorsitzender des Schwimmvereins Dresdner Delphine e.V. "Die Absenkung der Temperatur ist nicht zu unterschätzen. Das Wasser ist einfach zu kalt für einen angemessenen Schwimmunterricht.", ergänzt Heiko Teubenreuther, Geschäftsführer des Vereins USV TU Dresden.
Auch der mehrfache Schwimm-Weltmeister Werner Schnabel hat die Auswirkungen der niedrigen Wassertemperatur zu spüren bekommen. Er hat bereits einen Brief an die Stadt und die Dresdner Bäder GmbH geschrieben und seine Bedenken geäußert. "Ich trainiere nicht mehr aus Spaß, sondern nur, um mich irgendwie noch fit zu halten", berichtet Schnabel im Sachsen Fernsehen-Interview. "Das Wasser ist mir einfach zu kalt, ich kann nicht mehr lange im Becken bleiben."
Die Forderungen der Schwimmlehrer und des Weltmeisters sind klar: Sie wünschen sich die sofortige Anhebung der Wassertemperatur in den Dresdner Schwimmhallen. Sie betonen, dass es nicht nur um den Komfort der Schwimmer gehe, sondern vor allem um die Sicherheit und Gesundheit der Kinder, die Schul-Schwimmunterricht nehmen. "Es ist wichtig, dass die Wassertemperatur in den Schwimmhallen wieder auf ein angemessenes Niveau angehoben wird, damit die Kinder unter optimalen Bedingungen schwimmen lernen können", betont Heiko Teubenreuther, Geschäftsführer des USV TU Dresden.
Die Schwimmlehrer und der Weltmeister hoffen nun darauf, dass ihre Forderungen ernst genommen werden und die Wassertemperatur in den Dresdner Schwimmhallen bald wieder angehoben wird. Die Dresdner Bäder GmbH auf Anfrage von Sachsen Fernsehen: "Natürlich haben wir Verständnis, dass es einige Kinder bei uns als zu kalt empfinden. Dies war allerdings bei den vorher gültigen Wassertemperaturen ebenso der Fall – genauso wie es anderen Gästen im Übrigen auch zu warm war. Wenn ich mit der Erwartung zum Schwimmen gehe, dass es kalt sein wird, friere ich schon im Vornherein. Außerdem ist das subjektive Empfinden täglich anders, auch in Abhängigkeit vom Wetter. Wir wollen nichts beschönigen, werben aber für Verständnis, da wir an der jetzigen Situation ohne finanzielle Unterstützung nichts ändern können."
Dieses Thema im Programm: Donnerstag, 20:00 Uhr bei "SachsenAktuell" auf Sachsen Fernsehen & SachsenEins.