Dresden - "Abgesagt" steht als roter Banner über eine eigentlich geplante Aktion zu Ehren von Erich Kästner. Eine Lesung von "Die Schule der Diktatoren" sollte es sein, initiiert von den Freien Wählern/Freien Bürgern Dresden. Die Lizenz wurde seitens des Atrium-Verlags auch erteilt, doch alle potentiellen Veranstaltungsstätten sagten der Fraktion nach und nach ab. Nun annullierte der Verlag auch noch die Lizenzrechte.
Bereits im Vorfeld gab es Probleme um das Vorhaben. Anlässlich Kästners 125-jährigen Jubiläums finden zahlreiche Veranstaltungen in Dresden statt. Die Freien Wähler/Freien Bürger wollten auch für Ihre Lesung städtische Unterstützung und eine entsprechende Räumlichkeit nutzen. Das Dresdner Rechtsamt informierte jedoch die Freien Wähler/Freien Bürger, dass aufgrund des laufenden Kommunalwahlkampfes für Parteien und politischen Organisationen städtische Räume nicht zur Verfügung gestellt werden. Diese Vorwahlzeit würde sechs Monate vor den Wahlen beginnen.
Die DDV, welche ebenfalls als Veranstaltungsort angefragt wurde und anfangs zusagte, schickte Tage später eine Absage mit der Begründung, man würde generell keine Lesungen mehr durchführen, berichtet Dagen. Auch das Programmkino Ost erteilte der Fraktion eine Absage. Am 15. April wurden zudem die Lizenzrechte, wie es von den Freien Wählern/Freien Bürgern heißt, "einseitig gekündigt". Laut dem Schreiben werde grundsätzlich keine Lesegenehmigung für Veranstaltungen mit politischem Hintergrund vergeben, so Dagen. Wie die stellvertretende Fraktionsvorsitzende weiter berichtet, hätte man nach eigener Recherche festgestellt, dass es durchaus schon politische Lesungen von Erich Kästner gegeben habe.
Bereits im November 2023 gab es eine ähnliche Kontroverse, als anlässlich des 85. Jahrestages der Reichspogromnacht die Freien Wähler/Freien Bürger eine Lesung aus einem Werk von Victor Klemperer organisierten. Der Reclam Verlag, der anfangs eine Durchführung aufgrund von Aufführungsrechtsfragen untersagte, gab später doch noch grünes Licht. Eine städtische Einrichtung als Austragungsort wurde jedoch auch hier verwehrt. Wie Annekatrin Klepsch seinerzeit mitteilte, hätte sich das geplante Podium nicht in die seitens der Landeshauptstadt Dresden geplanten Veranstaltungen eingefügt. Der teilnehmende Uwe Steimle sei bekanntlich kein neutraler Vorleser, so Klepsch.