Bautzen - Der wegen des Kirchenbrands von Großröhrsdorf Verdächtige hat nach Angaben seines Anwalts früheren Äußerungen zur Tat widersprochen. Dem vom Landgericht Görlitz bestellten psychiatrischen Gutachter habe er eine andere Variante erklärt, sagte sein Verteidiger, der Bautzener Rechtsanwalt Florian Berthold, am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. Das stehe im Widerspruch zu dessen Äußerungen in Vernehmungen und bei einer Ermittlungsrichterin.
Der Beschuldigte ist wegen schwerer Brandstiftung angeklagt, der Prozess gegen den 41-Jährigen beginnt am kommenden Montag vor der Großen Strafkammer in der Außenstelle Bautzen. Berthold erwartet zum Auftakt eine Erklärung, ohne deutlicher zu werden.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem Beschuldigten aus der Lausitz vor, am 4. August 2023 um 1.45 Uhr Feuer in dem protestantischen Gotteshaus gelegt zu haben. Dazu soll er Benzin in ein zuvor eingeschlagenes Fenster in das barocke Gebäude gegossen und entzündet haben. Das Schiff der Barockkirche war zum Großteil ausgebrannt.
Eine Woche später wurde der Mann aus der rund 25 Kilometer von der Kleinstadt entfernten Gemeinde Räckelwitz festgenommen. Laut Staatsanwaltschaft hat er die Tat gestanden und ist seitdem in Untersuchungshaft.
Nach Angaben von Berthold bestritt er die Vorwürfe in der ersten Vernehmung. Später, nach Mitternacht, habe er etwas gesagt, was seitens der Ermittler als «Geständnis gewertet werden könnte». Aber er sei dabei ohne rechtliche Beratung und Anwalt gewesen, kritisierte er. Es gehe in dem Fall um ein schweres Delikt, das mit Freiheitsstrafe zwischen einem und 15 Jahren bedroht sei, sowie um einen Schaden in Millionenhöhe.
Die Flammen hatten den Dachstuhl und das Innere des Kirchenschiffs vernichtet, der obere Teil des einst 50 Meter hohen, weithin sichtbaren Glockenturms stürzte ins Innere ab. Viele historische Kunstschätze sowie Teile der Architektur sind verloren. (mit dpa)