Sachsen/Leipzig - Depressionen, chronische Erschöpfung oder Ängste: Wenn die Seele leidet, ist das eine ernsthafte Erkrankung. Viele müssen dann auch ihren Job vorübergehend ruhen lassen.
Bei der Krankenkasse DAK haben sich 2022 so viele Versicherte wie noch nie wegen psychischer Probleme krank gemeldet. Mit 292 Fehltagen je 100 Versicherte gab es hierbei den Höchststand seit Erhebung der Zahlen vor 25 Jahren, teilte die DAK mit. Allein in den vergangenen zehn Jahren nahmen die psychisch bedingten Fehltage um 40 Prozent zu. Den stärksten Anstieg gab es 2022 bei den jüngeren und männlichen Beschäftigten - um knapp ein Fünftel. Dennoch liegt Sachsen noch leicht unter dem Bundesschnitt. Für die Analyse ließ die DAK Daten von 53 000 Versicherten auswerten.
«Viele Menschen mit psychischen Erkrankungen leiden besonders unter den anhaltenden Belastungen von Corona, Krieg und Krisen», erklärte DAK-Landeschefin Christine Enenkel. Betroffene würden nur schwer wieder in ihren Berufsalltag zurück finden. Das habe auch mit einer Stigmatisierung zu tun. «Die Menschen sprechen in der Familie und der Arztpraxis mittlerweile zwar offener über Depressionen oder Ängste. Aber in der Arbeitswelt müssen wir noch mehr tun, damit psychische Probleme nicht tabuisiert werden.»
Laut Analyse haben ältere und weibliche DAK-Versicherte in Sachsen mehr Ausfallzeiten wegen Seelenleiden als jüngere und männliche Berufstätige. Bei den unter 20-Jährigen gab es 2022 die größten prozentualen Zuwächse bezogen auf das Vorjahr. «Bei den Frauen in diesem Alter war es ein Plus von 153 Prozent, bei den gleichaltrigen Männern ein Plus von 89 Prozent», teilte die DAK mit. Die jüngsten Beschäftigten stünden erst am Anfang ihres Berufslebens und brauchten deshalb besondere Aufmerksamkeit in Fragen seelischer Gesundheit.
Versicherte mit psychischen Erkrankungen waren bei der DAK 2022 im Schnitt 30,3 Tage krankgeschrieben. «Damit finden die sächsischen Betroffenen im bundesweiten Vergleich am schnellsten wieder in den Job zurück.» Mit Blick auf Einzeldiagnosen waren Depressionen die häufigste Ursache. Dahinter rangieren Belastungsstörungen. Wie stark Beschäftigte betroffen sind, ist auch von der Branche abhängig. Im Gesundheitswesen gab es mit 421 Fehltagen je 100 Versicherte den meisten Arbeitsausfall wegen psychischer Leiden, hieß es.
Die DAK führt den Anstieg der Fehlzeiten aber auch auf die neue elektronischen Krankmeldung zurück. Seit August 2022 gehen Krankmeldungen von den Arztpraxen direkt an die Krankenkassen. (dpa)