Sachsen/ Dresden - Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) hat den Menschen in der Ukraine Hilfe zugesagt. Auch in Sachsen sei man angesichts der Ereignisse fassungslos, sagte er am Montag bei einem Treffen mit ukrainischen Flüchtlingen in Dresden.
Es gebe eine große Ohnmacht, aber auch den Wunsch, den Menschen zu helfen. Sachsen wolle das auch für jene tun, die in der Ukraine geblieben seien, um ihr Land zu verteidigen. Als Hilfsmöglichkeiten nannte er etwa Medikamente, Schutzausrüstungen wie Helme und Lebensmittel.
Die Flüchtlinge - zwei Frauen, zwei Männer und ein Mädchen - schilderten eindrücklich ihre Flucht. Eine Familie aus Kiew war gleich am ersten Tag des russischen Angriffs geflohen, nachdem sie Explosionen gehört und die notwendigsten Sachen zusammengepackt hatte. Glücklicherweise sei es noch gelungen, das Auto vollzutanken.
Kiew sei voller Autos mit Menschen gewesen, die weg aus der Stadt wollten. Viele hätten Angst zu sterben. Es sei unvorstellbar, was dort passiere. Die Menschen würden aber nicht aufgeben und kämpfen wollen.
Nach Auffassung eines Mannes steht die Ukraine jetzt an einer Schwelle, ob sie die Unabhängigkeit behält oder verliert. Das Hauptaugenmerk sei aber, das Leben der Menschen zu retten. «Momentan sterben Kinder, Frauen, Männer und alte Menschen», sagte der Mann. Was man in den Nachrichten sehe, bilde nicht ein Zehntel von dem ab, was wirklich passiere. Die russische Armee greife mit schwersten Waffen an. Die Ukraine brauche vor allem Waffen zur Verteidigung. Jede verstrichene Minute bedeute ein Menschenleben. Es sei sehr wichtig, jetzt schnell Hilfe zu leisten.
Eine Frau aus Lwiw (Lemberg) schilderte, dass sie mit zwei Kindern allein geflohen sei. Der Rest der Familie sei noch dort. Sie wolle so schnell wie möglich wieder heimkehren. «Wir haben ein ganz normales Leben geführt, wir konnten reisen; unsere Kinder sind in die Schule gegangen. Dieses Leiden wird uns zugefügt, weil wir für die westlichen Werte sind und unabhängig sein wollen. Wir wollen diese Werte verteidigen. Wenn wir diesen Diktator nicht aufhalten, wird er auch zu Ihnen kommen.»
Im Anschluss nahm Kretschmer gemeinsam mit den Geflüchteten an einem ökumenischen Friedensgebet in der Dresdner Kreuzkirche teil. In einer Fürbitte bat er unter anderem um Stärke für die Menschen, die für ihre Freiheit und Selbstbestimmung kämpfen sowie um Schutz für die Flüchtlinge. Im Anschluss stellte er auch klar, dass man nicht über Russland oder die Russen pauschal den Stab brechen sollte. Es sei eine kleine Minderheit, die das Kriegstreiben angezettelt habe. «Wir wollen mit diesem wichtigen Land, mit diesem wichtigen Nachbarn eine gute Partnerschaft haben. Das muss immer auch mitgesagt werden.»
dpa/sn