Sa, 16.09.2023 , 07:47 Uhr

Krisenstab Asyl im Vogtland - Landrat fordert Grenzkontrollen

Plauen - Vogtland-Landrat Thomas Hennig (CDU) hat in Sachsen Grenzkontrollen gefordert, damit weniger Flüchtlinge ins Land kommen. Die Kommunen seien am Rande ihrer Leistungsfähigkeit, sagte Hennig der Deutschen Presse-Agentur. «500 und mehr Flüchtlinge an einem Tag allein in Sachsen, das kann nicht gut gehen.» In Deutschland gingen derzeit mehr als ein Viertel der EU-Asylanträge ein. «Die Bundesinnenministerin sollte weniger hessischen Landtagswahlkampf, sondern mehr ihren bundespolitischen Job machen und Grenzkontrollen zur raschen Eindämmung der Migrationsströme auch in Sachsen zulassen.»

Angesichts der aktuellen Lage hat im Vogtlandkreis ein Krisenstab Asyl unter Beteiligung von Landes- und Bundespolizei die Arbeit aufgenommen. Ziel ist, die Unterbringung von Asylbewerbern zu koordinieren. «Die Flüchtlingszahlen sind in den vergangenen Wochen dramatisch gestiegen», konstatierte Hennig. «Das Nichtstun der Bundesregierung verschärft die Lage zusehends.»

Zu Spitzenzeiten würden derzeit in Sachsen rund 500 Flüchtlinge am Tag aufgegriffen. Bei Erwachsenen und Familien übernimmt zunächst das Land die Unterbringung, später werden sie auf die Kommunen verteilt. Dagegen werden Minderjährige ohne Eltern sofort in Obhut der Jugendämter genommen. «Da unsere Einrichtungen für Jugendliche bereits überfüllt sind, werden wir nun kurzfristig bis zu 100 neue Plätze schaffen müssen», erläuterte Hennig. «Das entspricht dem prognostizierten Zugang für einen Monat.»

Die Bundespolizei bestätigt den Trend. Die Direktion Pirna habe in Sachsen von Januar bis einschließlich Juli rund 12 200 unerlaubte Einreisen festgestellt, informierte ein Sprecher auf Anfrage. Für August lägen noch keine abschließenden Zahlen vor. Allerdings sei im August und September von einer weiteren Zunahme auszugehen.

Im Vogtlandkreis leben laut Landratsamt etwa 1650 Asylsuchende in rund 600 Wohnungen und einer Gemeinschaftsunterkunft. Bisher sei es möglich, Erwachsene und Familien überwiegend dezentral in Wohnungen unterzubringen, so Hennig. «Bei den täglichen Ankunftszahlen hier in Sachsen werden unsere Kapazitäten allerdings wohl nur noch bis Anfang oder Mitte November reichen.» Dann müssten neue Lösungen gefunden werden. Das könnte auch weitere Gemeinschaftsunterkünfte bedeuten. Er werde sich dafür einsetzen, dass die Kommunen keine Turnhallen oder Gemeinschaftsräume dafür aufgeben müssen, versicherte der Landrat. (dpa)