Dresden - Kurz vor Beginn des neuen Schuljahres fehlt in Sachsen noch immer eine "mittlere dreistellige Zahl" an Vollzeit-Lehrkräften. Von den knapp 1.100 offenen Stellen konnten nur 870 besetzt werden. Das Kultusministerium will daher gezielt Studenten und ältere Lehrkräfte ansprechen, um Unterrichtsausfälle zu verhindern. Kultusminister Christian Piwarz (CDU) spricht von einem "schweren Schuljahr für alle".
Dem Freistaat fehle eine "mittlere dreistellige Zahl" an Vollzeit-Lehrkräften, so Kultusminister Christian Piwarz (CDU) am Donnerstag bei einer Pressekonferenz. "Wir stehen vor einem interessanten, aber auch schwierigen Schuljahr", so der 43-Jährige weiter. Dabei freut sich der Minister über die knapp 800 Bewerbungen von ausgebildeten Lehrkräften für das neue Schuljahr. Hinzu kommen mehr als 300 Seiteneinsteiger, die am Montag ihre Arbeit aufnehmen. Außerdem wird der Einsatz von Praxisberatern zur Berufsorientierung an Jugendlichen verstärkt.
Piwarz bedankte sich bei allen Lehrkräften für ihren Einsatz im vergangenen Jahr. Insgesamt leisteten die 14.000 Lehrer in Sachsen mehr als 178.000 Überstunden. Diese seien keine Bedingung. Allerdings bitte das Kultusministerium jede Lehrkraft, auch weiterhin Einsatzbereitschaft zum Wohle der Schüler zu zeigen. Zudem bekräftigte der Minister das beschlossene Handlungsprogramm. Demnach sollen 1,7 Milliarden Euro bis 2024 den Lehrkräften zugute kommen, knapp ein Viertel davon den älteren Lehrern. Dies solle durch Beförderungsstellen sowie Prämien erreicht werden.
"Mit der Entscheidung der Regierungskoalition zur Verbeamtung von Lehrkräften wird der Freistaat auf dem umkämpften Lehrerarbeitsmarkt wettbewerbsfähig. Seine tatsächliche Wirkung wird diese Maßnahme aber erst ab 2019 entfalten. Der anhaltende Lehrermangel führt zu einer permanenten Zunahme der Arbeitsbelastungen von sächsischen Lehrkräften.", heißt es seitens des Verbandes. Gleichzeitig sollen Maßnahmen ergriffen werden, um auch die erfahrene Lehrergeneration, für die eine Verbeamtung nicht mehr möglich ist, finanziell besser zu stellen. Dazu gehört die Übernahme der Arbeitnehmerbeiträge zur Betriebsrente VBL durch den Freistaat Sachsen. Aus Sicht des SLV ist das die effektivste Maßnahme zur Minderung der Nettolücke zu den Beamten. Funktionslose Höhergruppierungen nach EG 14 sind eine weitere Möglichkeit zur Verbesserung der Bezahlung der angestellten Lehrkräfte, so wie es bereits in anderen Bundesländern praktiziert wird.
Die Grüne Landtagsfraktion blickt kritisch auf die gesunkene Zahl an Seiteneinsteigern. Im Moment beträgt die Auslastung knapp zehn Prozent. "Dass, wie im Februar diesen Jahres geschehen, mehr als jede zweite neu eingestellte Lehrkraft nicht grundständig ausgebildet ist, wird kein "Ausreißer" bleiben, sondern das Schulsystem auf lange Zeit prägen. Dazu bleibt offen, wie viele den schweren Weg tatsächlich durchhalten. Ebenso wenig wird die Zahl der unbesetzten Stellen in absehbarer Zeit rapide sinken.", so die Bildungspolitische Sprecherin Petra Zais. Auch die geplanten Stundenkürzungen zum Schuljahr 2019/2020 werden kritisiert.
Der Bildungspolitische Sprecher der CDU-Fraktion im Landtag Lothar Bienst erklärte: "Das wird ein schweres Schuljahr für alle! Lehrer, Schüler und Eltern müssen sich weiterhin auf Unterrichtsausfall einstellen. Das ist die bittere Realität. Wir müssen uns eingestehen, dass wir viel zu spät die Entwicklung erkannt und erst nach langen Diskussionen reagiert haben. Die geplante Verbeamtung wird erst ab nächstem Jahr wirksam greifen und den Exodus sächsischer Referendare langfristig beenden. Das stimmt für die Zukunft optimistisch.“