Dresden - Am Sonntag ist es wieder soweit, die Uhren werden auf die Winterzeit umgestellt und uns eine Stunde mehr Zeit geschenkt. Diese gewonnene Stunde wird in Dresden nun zum vierten mal ganz besonders zelebriert.
Am Sonntag, den 27. Oktober, wenn die Uhren von der Sommer- auf die Winterzeit umgestellt werden, laden die Landeshauptstadt Dresden, Amt für Kultur und Denkmalschutz sowie die Kunstkommission der Landeshauptstadt Dresden, das Schlösserland Sachsen – Staatliche Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen GmbH sowie die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden zum nunmehr vierten Mal zu einer Aktion des Künstlers Florian Dombois ein, der die gewonnene Stunde zum Kunstwerk und Readymade erhebt. Mit der Uraufführung einer Komposition von Olga Bochikhina, die Dombois eigens für diesen Anlass komponieren ließ, läutet „INVERSE. Ein städtisches Ritual für Dresden“ diese Stunde ein. Das Werk wird live von Richard Röbel, einem ehemaligen Studenten der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden, auf dem Carillon, dem Glockenspiel im Zwinger, gespielt.
Für die Zeitumstellung von Sommerzeit auf Winterzeit werden um 3 Uhr die Uhren angehalten und es entsteht eine freie Zeit, eine „zeitlose Stunde“, die Dombois mit seiner Kunstaktion aus dem Schatten der Nacht in unser Bewusstsein holt. Er verwandelt die technische Notwendigkeit in ein poetisches Ereignis. Ab 1:23 Uhr steht der erleuchtete Zwinger allen Menschen offen. Um 3 Uhr, wenn die Zeiger für eine Stunde stehen bleiben, wird eine etwa 10-minütige Komposition von Olga Bochikhina zu hören sein und damit den Auftakt zur Stille der gewonnenen Zeit markieren. Ein gemeinsamer, einstündiger Abschied von der technischen Zeit, eine „Stunde ohne Zeiger“, ein „Riss in der Wirklichkeit“, wie Dombois es nennt, ein Freiraum zum Denken und Sinnen. Kein Zeitdruck, keine Notwendigkeiten, die Welt wartet einfach.
Anlässlich der Kunstaktion öffnen die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden ab 1:23 Uhr zwei ihrer Sammlungen für themenspezifische Führungen von Julia Weber, Direktorin der Porzellansammlung, und Peter Plaßmeyer, Direktor des Mathematisch-Physikalischen Salons. Beide Museen stehen inhaltlich in Verbindung mit der Kunstaktion: Die Porzellansammlung besitzt das erste Meissener Glockenspiel von 1736 aus dem Japanischen Palais, das zu diesem besonderen Anlass ebenfalls erklingen wird. Der Mathematisch-Physikalische Salon wiederum war jahrhundertelang Inbegriff der Zeitmessung, wurde doch bis Anfang des 20. Jahrhunderts hier die Bestimmung der regionalen Zeit vorgenommen.
Florian Dombois: „Ich kann mir keinen besseren Ort auf der Welt für ein Ritual zur namenlosen Stunde vorstellen. Der Zwinger ist nicht nur jahrhundertelang Referenzpunkt der sächsischen Zeitmessung gewesen, sondern ist auch die schönste Partyhölle des 18. Jahrhunderts!“
Der Künstler Florian Dombois widmet sich in seinen Arbeiten Themen wie Zeit, Landformen, Tektonik, wissenschaftlichen und technischen Fiktionen in unterschiedlichen Darstellungen und Publikationsformaten. Als Künstler wurde er vor allem durch seine Klang-Installationen bekannt. Seit 2011 hat er eine Professur an der Zürcher Hochschule der Künste inne. Dombois ist Preisträger zahlreicher Auszeichnungen, darunter der Deutsche Klangkunst-Preis (2010). 2017 war er in einer Einzelausstellung im „Research Pavilion“ während der Biennale in Venedig zu sehen.
Die Kunstaktion „INVERSE. Ein städtisches Ritual für Dresden“ wird auf Empfehlung der Kunstkommission für Kunst im öffentlichen Raum von der Landeshauptstadt Dresden, Amt für Kultur und Denkmalschutz gefördert. Kooperationspartner sind die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und das Schlösserland Sachsen – Staatliche Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen gGmbH.
Ablauf am Sonntag, den 27.10., 1:23 Uhr – 3 Uhr:
1.23 Uhr Nachtöffnung des Zwingerhofs und
1.23 Uhr Beginn der gemeinsamen Direktorenführung durch die Porzellansammlung und anschließend durch den Mathematisch-Physikalischen Salon
2.30 Uhr Ende der Führung
3.00 Uhr Sommerzeit: Glockenspiel zur Eröffnung der namenlosen Stunde
3.00 Uhr Winterzeit: Schließung des Zwingerhofs