Mi, 16.08.2023 , 17:16 Uhr

Kurz vor Schuljahresstart: GEW sieht massiven Unterrichtsausfall kommen!

Dresden - Kurz vor Beginn des neuen Schuljahres in Sachsen stehen die Zeichen auf massiven Unterrichtsausfall. Die Lehrergewerkschaft GEW schlägt Alarm und fordert 3.000 zusätzliche Lehrkräfte. Zudem brauche es ein neues Bildungspaket, das grundlegende Probleme angreife.

Es weht ein Hauch von "same procedure as every year" durch die sächsische Schullandschaft. Kurz vor dem Start des neuen Schuljahres meldet sich die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) mit deutlichen Alarmsignalen. GEW-Vorsitzender Burkhard Naumann bezeichnete den Zustand an den Schulen als "desolat". Trotz der Pläne des Kultusministeriums, 1.300 Stellen zu besetzen, wird ein massiver, sogenannter "planmäßiger Unterrichtsausfall" wegen Lehrermangels erwartet. Die GEW rechnet mit einem Fehlbedarf von etwa 3.000 Lehrern, um den Unterricht verlässlich abzudecken.

"Der reguläre Unterricht nach Stundentafel wird bereits im Planansatz des Kultusministeriums im Umfang von über 1.000 Lehrkräftestellen gekürzt", sagte Naumann. Aufgrund des Personalmangels wird in einigen Klassen kein Geografieunterricht stattfinden oder der Chemieunterricht wird auf eine Wochenstunde reduziert. Diesen Lehrstoff später nachzuholen sei eigentlich unmöglich.

Zusätzlich zu den Lehrern, die aus Altersgründen ausscheiden, werden weitere 600 Stellen für Vertretungen im Krankheitsfall, Weiterbildungen oder Förderstunden benötigt. Außerdem werden zusätzliche Lehrkräfte für den Unterricht Deutsch als Zweitsprache und zur Integration von Schülern aus der Ukraine benötigt.

Unter diesen Alarmzeichen fordert die GEW ein neues Bildungspaket, das die Einstellung spezieller pädagogischer Fachkräfte, Verwaltungsfachkräfte, IT-Fachkräfte, Schulsozialarbeiter, Psychologen und Sprach- und Integrationsmittler beinhaltet. Teil des Bildungspaketes sollte auch die Einführung einer Klassenleiterstunde und zusätzliches Personal für Schulen mit besonderen Herausforderungen bei der Umsetzung der Inklusion und der Digitalisierung sein.

Um den Unterricht besser abzudecken hatte Kultusminister Christian Piwarz (CDU) beschlossen, die Möglichkeiten zur Teilzeit einzuschränken. Doch die derzeitige restriktive Teilzeitregelung belaste besonders ältere Lehrkräfte, was dazu führe, dass einige überlegten, früher in Rente zu gehen oder zu kündigen. "Dadurch verlieren wir mehr Arbeitsvolumen, als das wir es durch Pflichtstunden gewinnen", so Naumann.

Die GEW sieht außerdem ein Problem in der Auflösung der reinen Ukraine-Klassen in Sachsen, in denen ausschließlich Schülerinnen und Schüler aus der Ukraine unterrichtet wurden. Die Integration dieser Schüler in reguläre Klassen sei zwar grundsätzlich positiv, führe jedoch zu Herausforderungen. Viele Klassen müssten aufgeteilt werden, was zu einem Mangel an Klassenräumen und Personal führe. Die GEW-Vize Claudia Maaß betont, dass es zu wenig Ressourcen gebe, um die Integration der rund 10.000 ukrainischen Schülerinnen und Schüler in Sachsen effektiv zu unterstützen. Nicht nur sie, auch die rund 500 ukrainischen Lehrkräfte benötigten Deutschunterricht. Viele hätten nun die Perspektive länger in Sachsen zu bleiben, so Maaß.

Mit Blick auf die sächsische Landtagswahl 2024 hofft die GEW, dass auch das Thema Bildung ein Schwerpunkt sein wird. "Die Politik darf nicht nach dem Motto 'Augen zu und durch' verfahren. Die Schülerzahlen werden voraussichtlich erst in zehn Jahren zurückgehen. Man hat den Eindruck, die schwarze Null in Sachsen wiege mehr als verfehlte Bildungschancen der nächsten Generation", so Naumann. Am Donnerstag wird sich auch Kultusminister Piwarz zur Lage vor dem neuen Schuljahr äußern.