Dresden - Täglich werden Tonnen an Lebensmitteln weggeworfen. Das passiert nicht irgendwo auf der Welt, sondern in jedem Supermarkt, Restaurant und Hotel. Um die Verschwendung von noch genießbarem Essen zu reduzieren, rettet die Initiative Foodsharing e.V. seit einigen Jahren das Essen vor der Tonne. Auch hier in Dresden hat der Trend einige Anhänger.
Was passiert mit Produkten aus unseren Supermärkten, die nicht gekauft werden? Wo landen die Brötchen, die um 21 Uhr noch im Backregal liegen? Die Antwort: Es wird weggeworfen, obwohl rund 40% der Lebensmittel noch vollkommen genießbar sind. Um der Verschwendung entgegenzutreten, gibt es Foodsharing. 2012 begann alles in Berlin mit dem Film "Taste the Waste" und einem Portal, um Lebensmittel zu teilen. Kurz darauf startete Raphael Fellmer eine Kooperation mit Supermärkten, um Nahrungsmittel zu verschenken, anstatt diese in den Müll zu werfen. Da sich beide Konzepte ähnelten, fusionierten diese schnell und heraus kam das Portal foodsharing.de.
Schnell entwickelte sich ein internationaler Trend, dem mittlerweile über 200.000 Nutzer in Deutschland, Österreich und der Schweiz folgen. Auch hier in Dresden besitzt die ehrenamtliche Initiative eine breite Anhängerschaft. Etwa 500 Nutzer sind angemeldet, von denen ca. 350-400 Mitglieder regelmäßig aktiv sind. In Dresden machen eher jüngere Leute mit, da für die Abholungen eine gewisse Flexibilität erforderlich ist. Doch mitmachen kann jeder - dafür muss nur die Anmeldung auf der Internetseite und ein kleiner Fragebogen zum Thema Lebensmittelrettung ausfüllt werden.
Fast 5000 Unternehmen haben sich der Bewegung angeschlossen und geben die Lebensmittel an Foodsharing weiter, anstatt sie weg zu werfen. In Dresden haben wir auch mehrere Betriebe, die aus vielseitigen Bereichen kommen. Es sind vor allem Bäckereien, Biomärkte, teilweise Wochenmärkte und einige größere Supermärkte. Dazu kommen noch einige Cafés und kleinere Betriebe, die nur bei Überproduktion auf Abruf Lebensmittel abzugeben haben.
Kisten voller Salate, Fertiggerichte und sogar Kuchen. Was kurz vorher noch im Regal stand, wird in den Kofferraum oder auf das Lastenfahrrad geladen und abtransportiert. Das war natürlich noch nicht alles: Nach der Abholung fahren oder gehen die Foodsharer mit allen erhaltenen Waren an einen nahe gelegenen Ort, um alles zu begutachten und aufzuteilen. Jeder nimmt das mit, was verbraucht werden kann. Der Rest wird zu den Verteilern gebracht. Wer die Lebensmittel letztendlich erhält, ist den Foodsharern nicht so wichtig. Es geht ihnen darum, dass sie verbraucht werden und nicht im Müll landen. Aber man muss nicht bei großen Abholungen beteiligt sein, um Lebensmittel zu retten. Wenn Sie das nächste mal in den Urlaub fahren und Ihr Essen nicht verderben lassen wollen, gibt es weitere Möglichkeiten. So bieten verschiedene kleine Läden sogenannte 'Verteiler' an. Privatpersonen können auch ohne Anmeldung dort Lebensmittel hinbringen oder abholen. Wo diese Verteilstationen sind, verrät eine Karte auf der Foodsharing Internetseite.
Foodsharing steht jedoch nicht in Konkurrenz mit der Tafel. Während die Tafel e.V. hauptsächlich Bedürftige unterstützt und neben Lebensmitteln auch Kleidung und Verbrauchsgüter entgegennimmt und verteilt, beschränkt sich Foodsharing auf Lebensmittel. Bei Großlieferungen von Essen (bspw. bei Fehldrucken auf der Verpackung etc), die die Tafel nicht bewältigen kann, wird auch manchmal Foodsharing herangezogen, um bei der Verteilung zu helfen.
Es gibt natürlich noch weitere Organisationen, Initiativen und auch Apps, die ähnliche Ziele verfolgen. Eine App ist 'ToGoodToGo'. Das junge StartUp Unternehmen hat das Ziel, die Essensverschwendung im gastronomischen Bereich zu verringern. Das betrifft vor allem Restaurants, Bäckereien, Fast-Food Läden und Hotels mit Vollpension. Aus hygienischen Gründen darf das Essen von Buffets nicht weiterverwendet werden und wandert daher zwangsläufig in den Abfall. Es handelt sich dabei hauptsächlich um Joghurts, Backwaren, Wurst- und Käseplatten und auch heiße Speisen. Für wenige Euro gibt es volles Frühstück, mehrere belegte Brötchen oder ein Tagesgericht - und diese Möglichkeit kann jeder nutzen.
Torsten Carll, Manager der Domero Hotels Dresden, sagt, bei ihnen reiche das Spektrum von Geschäftsmännern bis zu Schülern, die mit einem reichhaltigen Frühstück in den Tag starten wollen. Das Angebot ist aktuell noch auf zehn Personen täglich limitiert, doch es wird nur von zwei bis drei Personen pro Tag genutzt. Das StartUp ist noch relativ jung. Sollte sich der Trend festigen und sich die Nachfrage erhöhen, kann diese Zahl natürlich noch erhöht werden.
Neben den Domero Hotels machen in Dresden weitere Betriebe mit, die ihr Essen lieber günstig herausgeben, anstatt es weg zu werfen. Alle Informationen zu den Betrieben und Preisen gibt es in der App ToGoodToGo.
Bewegungen und Netzwerke wie ToGoodToGo und Foodsharing helfen den Nutzern nicht nur, Geld zu sparen. Sie leisten mit der Rettung von Lebensmitteln einen Beitrag dazu, Abfälle und somit CO2 zu vermeiden. Damit bieten sie für einzelnen Bürger die einfache Möglichkeit, etwas zum Umweltschutz beizutragen.