Mo, 22.08.2022 , 16:30 Uhr

Trockenheit setzt Sachsens Fischen zu

Lebensraum der sächsischen Fische weiter bedroht

Sachsen - Bereits als Kind lernt man, dass Fische Wasser benötigen, um atmen zu können. Doch lange Trockenperioden lassen Bäche und Flüsse in Sachsen zunehmend versiegen. Darunter leidet auch der Fischbestand. 

Nicht nur der fehlende Niederschlag ließ in den vergangenen Wochen die Flüsse und damit den Lebensraum der Fische schrumpfen. Wie der Referatsleiter Fischerei beim Landesamt für Umwelt, Gert Füllner sagte, sorge auch der Temperaturanstieg des Wassers für einen Sauerstoffmangel und damit schwere Lebensbedingungen für die Tiere. Vor allem kälteliebende Fischarten, wie die Bachforelle, die Elritze oder das Bachneunauge litten unter den Umständen.

Wie der Experte erklärte, sei die Natur an solche Situationen angepasst. Würden Flüsse und Bäche naturnah seien, böten sich in Dürre- und Hitzeperioden ausreichend tiefe Kolke, in denen sich die Fische zurückziehen könnten. Doch mittlerweile sind viele Flüsse begradigt und verbaut worden und natürliche Rückzugsmöglichkeiten fehlten. Füllner spricht von „Autobahnen fürs Wasser“. Auch Ralf Bretfeld vom Anglerverband Südsachsen Mulde/Elster schildert solche negativen Auswirkungen durch menschliche Eingriffe. Wie Bretfeld sagte, würden sich Flüsse weniger erwärmen, wenn sie frei fließen. Auch an Wehren bilde sich ein Rückstau, in dem das Wasser weitgehend ruhe. Dadurch entstünde nicht nur eine zusätzliche Verdunstungsfläche, auch das Wasser erwärme sich schneller und stärker.

Auch das Fehlen von Niederschlägen ließe im Extremfall Bäche und Flüsse austrocknen. An einem Abschnitt der Würschnitz sei dies in diesem Jahr bereits geschehen. Wie Bretfeld mitteilte, seien dort auch Fische verendet. Die Zschopau führe ebenfalls besonders wenig Wasser. In Lichtenwalde seien zuletzt rund 2500 Liter pro Sekunde geflossen, normal seien 20 000 Liter. Auch das Landeshochwasserzentrum meldete in den vergangenen Wochen flächendeckend Niedrigwasser an Sachsens Flüssen.

Ein positives Beispiel sei dagegen die Kirnitzsch in der Sächsischen Schweiz. Sie sei ein naturnaher Fluss und biete den Fischen Stellen, die mehrere Meter tief seien, erklärte Fischerei-Fachmann Füllner. Positiv wirke sich auch die Renaturierung der Spree im Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft aus. Hier sei ein einst begradigter Abschnitt in einen mäandrierenden Fluss zurückverwandelt worden. Das nütze nicht nur den Fischen, sondern bringe auch Vorteile für den Hochwasserschutz.

Ein größeres Fischsterben sei diesen Sommer trotz Hitze und weit verbreitetem Niedrigwasser in den Flüssen bisher nicht beobachtet worden, wie Füllner sagte. Wenn eine solche Situation jedoch mehrere Jahre in Folge auftrete, sei eine Negativauswirkung auf die Fischbestände zu erwarten. Wenn die Flüsse schrumpfen und sich die Fische in den verbleibenden Rinnsalen und Pfützen konzentrierten, hätten auch Fressfeinde leichteres Spiel. (mit dpa)