Mi, 12.06.2024 , 18:20 Uhr

Eine Sexualstraftat wird momentan ausgeschlossen. Die Ermittlungen konzentrieren sich nun auf das soziale Umfeld des getöteten Mädchens

Vermisste Valeriia aus Döbeln tot - Polizei geht von Verbrechen aus

Döbeln- Die seit Montag voriger Woche vermisste neunjährige Valeriia aus dem mittelsächsischen Döbeln ist tot. Suchtrupps der Polizei entdeckten die Leiche des Mädchens am Dienstag in einem Waldstück, etwa vier Kilometer von ihrem Wohnort entfernt. Wir haben den Ablauf der Ereignisse bis zum schrecklichen Fund noch einmal zusammengefasst.

3. Juni: Gegen 6:50 Uhr macht sich Valeriia auf den Weg zu ihrer Grundschule «Am Holländer» in Döbeln. Doch zum Unterricht erscheint sie nicht. Ihr Verschwinden fällt erst auf, als sie am Nachmittag nicht nach Hause kommt. Zunächst macht sich die Mutter selbst auf die Suche. 

Gegen 18.25 Uhr gibt die Mutter Vermisstenanzeige bei der Polizei auf. Daraufhin startet die Suche in Döbeln samt Fährtensuchhund und Polizeihubschrauber. Um 23.27 Uhr informiert die Polizei per Pressemitteilung über die öffentliche Fahndung samt Personenbeschreibung. 

4. Juni: Die Suche wird fortgesetzt. Dabei kommen Taucher und die Wasserschutzpolizei zum Einsatz. Sie inspizieren Gewässer wie die Freiberger Mulde und mehrere Teiche. Laut Polizei wird in alle Richtungen ermittelt - ein Unfall wird ebenso erwogen wie eine Straftat. 

5. Juni: Die Polizei ruft die Bevölkerung auf, in eigenen Gärten, Kellern, Garagen oder Schuppen nachzusehen. Auch das Landesamt für Bildung und Schule schaltet sich ein und prüft, warum die Mutter nicht von der Schule über das Fehlen Valeriias informiert wurde. 

 

6. Juni: Die Polizei weitet die Suche aus, mehr als 300 Einsatzkräfte werden aufgeboten - allerdings ohne konkrete Hinweise zu finden. Weil das Mädchen und seine Mutter aus der Ukraine stammen und der Vater dort lebt, stehen die Ermittler auch im Kontakt zu Kollegen im Ausland - in der Ukraine und möglichen Transitländern Polen und Tschechien.

7. Juni: Bei der Suche haben Ermittler große Mengen Bild- und Videomaterial analysiert. Dabei kommen sogenannte Super-Recogniser zum Einsatz, die sich Gesichter besonders gut einprägen und wiedererkennen können. «Wir alle hoffen, dass sie schnellstmöglich gesund und munter gefunden wird», sagt Döbelns Oberbürgermeister Sven Liebhauser. 

8./9. Juni: Während die Suche vor Ort weitergeht, meldet sich Valeriias Vater per Video zu Wort. Er appelliert an mögliche Entführer, den Eltern «ihr geliebtes Kind» zurückzugeben. In der «Bild am Sonntag» kündigt er an, nach Deutschland zu kommen, um suchen zu helfen. 

10. Juni: Eine Woche nach dem Verschwinden geht die Suche weiter. Die Polizei kündigt für den Folgetag noch einmal eine großangelegte Aktion an. Danach soll die Suche in der Fläche vorerst beendet werden. 

11. Juni: Mit mehr als 400 Polizisten werden Wälder, Wiesen und Felder im Süden Döbelns durchstreift. Gegen 14.30 Uhr finden sie eine Leiche. Daraufhin wird das Gebiet weiträumig abgesperrt. Ob es sich um das vermisste Kind handelt, will die Polizei vorerst nicht sagen.

12. Juni: Die Polizei gibt bekannt, dass es sich bei der Toten um Valeriia handelt und sie Opfer eines Verbrechens geworden ist. Nach Angaben der Ermittler gebe es derzeit keine Hinweise auf ein Sexualdelikt. Einen Tatverdächtigen gibt es nach Polizeiangaben noch nicht, die Ermittler konzentrieren sich aber das soziale Umfeld des Mädchens. Absoluter Fokus liege nun darauf, den oder die Täter zu ermittelt, sagte der Chemnitzer Polizeipräsident Carsten Kaempf. «Der Verlust eines Kindes zerreißt einem das Herz». 

Das aus der Ukraine stammende Mädchen lebte mit seiner Mutter seit 2022 in Deutschland. Der Vater ist den Angaben zufolge nach wie vor in der Ukraine. Die Polizei hatte in alle Richtungen ermittelt. Auch zum Vater bestand enger Kontakt.

Der Schwerpunkt der Ermittlungen liegt nun auch auf dem sozialen Umfeld des Mädchens. Dies wurde mit einem Umstand begründet, der im Rahmen einer Pressekonferenz am Nachmittag in der Chemnitzer Kriminalpolizeiinspektion eher beiläufig zur Sprache kam. Die letzte Suche stützte sich auch auf eine Zeugin. Diese gab an, am 3. Juni, dem Tag des Verschwindens von Valeriia, etwa zwei Kilometer vom späteren Fundort der Leiche entfernt Hilfeschreie wahrgenommen zu haben. Die Meldung erreichte die Ermittler am 5. Juni. Großflächige Suchmaßnahmen in dem Gebiet begannen jedoch erst am 11. Juni mit bekanntem Ergebnis. Aufkommende Fragen zum späten Start der Suchmaßnahmen im Bereich der sogenannten Knollensteine begründeten die Beamten unter anderem mit der ungenauen Informationslage. In den Fokus der Ermittler rückte der Hinweis erst durch eine Zeugenvernehmung, die wohl der eigentliche Anstoß zur finalen Suche gewesen sein dürfte. So soll die Familie Valeriias die Gegend um die Knollensteine gekannt haben. Von einem Hinwendungsort im Freizeitbereich war die Rede. Das legt den Verdacht nahe, dass der Täter möglicherweise aus dem Umfeld des Mädchens stammt. Laut Polizei werde weiterhin in alle Richtungen ermittelt, aber verstärkt im Nahbereich der Familie. (mit dpa)