Leipzig – Schlachten für den Artenschutz. Das klingt erst einmal nach Widerspruch. Und das in einem Tierpark, der sich so für den Tierschutz einsetzt wie der Zoo Leipzig? Doch am Montag verkündete der genau das in einer Pressemitteilung. Beteiligte der Nachricht: Die EU auf der einen Seite, der Zoo auf der anderen Seite und vier Minirpaarhüfer, sogenannte Muntjaks.
Die sehen zwar putzig aus, sind aber gefährlich! Denn laut EU gehören sie zu den 37 Tierarten, die die Sicherheit der einheimischen Platzhirsche gefährden könnten. Im EU-Jargon heißt das „invasive Tierart“.
Da diese Tierarten keine natürlichen Feinde haben – außer vielleicht die vorhandenen Platzhirsche – könnten sie sich in ihren Clans wie wild vermehren und so den deutschen Hirschen und anderen Tier- und Pflanzenarten die Lebensgrundlage rauben.
Doch da die EU sich um ihre Außengrenzen kümmert, hat sie mit der Verordnung Nr. 1143/2014 vorgesorgt. Die schreibt vor, dass sich solche Tierarten hierzulande nicht vermehren dürfen – Zucht verboten!
Für den Leipziger Zoo ist das laut Montagsmeldung keine artgerechte Haltung. Und auch der geplanten Abgabe an andere Zoos sei durch die Verordnung ein Riegel vorgeschoben. Die Lösung also: Schlachten für den Artenschutz, denn es sei den Tieren nicht zuzumuten ihnen die Fortpflanzung zu verweigern und sie mittelfristig vereinsamen zu lassen. Die Muntjaks sollen den ansässigen Raubtieren zum Fraß vorgeworfen werden. Traurige Aussichten.
Doch nun keimt wieder Hoffnung: Laut EU am Dienstag gelte für die Durchsetzung der Bestimmung noch eine Frist bis zum 2. August. Bis dahin dürfen die Invasivarten noch transportiert werden. Gut möglich also, dass den Muntjaks das Raubtiergehege erspart bleibt und sie ein neues Zuhause finden in der EU. Verantwortliche des Zoos befassten sich derzeit mit der Klärung des Sachverhaltes teilte die Zoosprecherin Maria Saegebarth. Gut, dass der Artenschutz noch funktioniert.