Sa, 23.07.2022 , 18:50 Uhr

Luftbrunnen und Erdkammern zur Abkühlung

Sachsen - Bei den langanhaltenden heißen Temperaturen gleichen Sachsen Innenstädte einer Sauna. In dicht bebauten Städten weht kaum ein Lüftchen und die vielfach versiegelten Oberflächen heizen sich immer weiter auf. Günstige und einfache Maßnahmen könnten dabei für Abkühlung sorgen.

Bei den langen Hitzeperioden könnten natürliche Ressourcen der Erde gegen besonders starke Erwärmung der Innenstädte helfen. Wie Johannes Ringel, Professor für Stadtentwicklung an der Universität Leipzig sagte, wurden bereits Luftbrunnen zur Abkühlung der Gebäude im alten Rom vor 2000 Jahre genutzt. In einer Tiefe von etwa zwei Metern gebe es eine konstante Temperatur von 13 Grad, die zum Kühlen im Sommer eingesetzt werden könnten. Dabei wird über eine Art Kammer in der Erde Luft zugeführt. Die warme Außenluft wird angezogen und durch die Erde geleitet.

Die so abgekühlte Luft zieht sich dann durch natürliche Thermik wieder nach oben, erklärte Ringel. Nicht nur Gebäude, sondern auch Straßenzüge und Plätze könnten so temperiert werden. Zusätzliche Wasserflächen und Brunnen würden helfen, die Temperatur zu verringern. Anders als energieintensive Klimaanlagen, seien die natürlichen Maßnahmen effektiv und günstiger, betonte Ringel.
Auch die Mobilität in den Innenstädten müsse laut Ringel deutlich reduziert werden, um Straßen und Parkplätze zu entsiegeln. Für die Verschattung könnten Grünanlagen mit Bäumen sorgen. Auch eine vertikale Begrünung an Fassaden ist denkbar.

 

Bei zukünftigen Wohnungsprojekten sollte städtebaulich auf eine Ost-Westausrichtung geachtet werden. Die Gebäude könnten so für gegenseitige Verschattung sorgen. Wichtig seien auch helle Farben, um weniger Wärme aufzunehmen.
Nach Angaben des Naturschutzbundes Sachsen (Nabu) seien auch der weiter ansteigende Grad an Versiegelung schädlich für das städtische Mikroklima. In den Innenstädten müssen immer mehr Brachflächen und Nachbarschaftsgärten Wohn- und Straßenbauprojekten weichen, sagte Philipp Steuer, Naturschutzreferent beim Nabu Sachsen. 

 

Neben den schädlichen Auswirkungen auf das Klima seien davon auch geschützte Tierarten betroffen. Doch viele Kommunen laufen bei der städtebaulichen Entwicklung vor allem den Investoren hinterher, sagte Steuer.
Nach Angaben des sächsischen Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie lagen zwischen 2015 und 2020 die tägliche Inanspruchnahme neuer Flächen bei unter 4,5 Hektar. Das eigentliche Ziel der Landesregierung liegt eigentlich bei unter 2 Hektar pro Tag. (mit dpa)

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