Dresden - Carsten Rühle ist gelernter Koch und ausgebildeter Küchenmeister. Seine Frau Carolin Rühle-Marten ist erfahrene Restaurantfachfrau. Das Paar wird den Luisenhof nach dreijähriger Schließzeit wieder mit Leben füllen. Auf 170 Innen- und 130 Außenplätzen können sich Dresdner und ihre Gäste ab dem Frühjahr 2018 wieder kulinarisch in dem Haus mit 122-jähriger Geschichte verwöhnen lassen. Modern und schlicht, aber gemütlich soll das Restaurant eingerichtet sein.
Carsten Rühle (48), gelernter Koch und ausgebildeter Küchenmeister, und seine Frau Carolin Rühle-Marten (36), erfahrene Restaurantfachfrau, werden den Luisenhof nach fast dreijähriger Schließzeit gemeinsam mit ihrem Team mit neuem Leben erfüllen. Auf 170 Innen- und 130 Außenplätzen können sich die Dresdner und Gäste der Stadt ab dem Frühjahr 2018 wieder kulinarisch verwöhnen lassen und die einzigartige Aussicht genießen. Reservierungen können bereits entgegen genommen werden.
Die Unterschrift unter dem Mietvertrag ist noch nicht mal eine Woche alt. „Wir sind stolz und dankbar, Teil der Geschichte dieses Hauses sein zu dürfen, und haben allergrößten Respekt vor der 122-jährigen Tradition, werden dem Luisenhof aber natürlich unsere Handschrift verleihen – so wie es vor uns die Familien Voigt und Schumann getan haben“, sagt Carsten Rühle. Und seine Frau Carolin nimmt das Stichwort gleich auf: „Auch unter unserer Leitung wird das Restaurant im Luisenhof Dresden wieder ein Familienbetrieb sein – und zwar in vielerlei Hinsicht. Hier werden sich alle Generationen willkommen und wohl fühlen.“ Die Gäste erwartet eine Küche mit deutschen Gerichten für jeden Geschmack – klassisch einerseits, modern interpretiert andererseits. „Es wird Luisenhof-Klassiker geben wie Sauerbraten, Schnitzel oder Steak mit Würzfleisch.
Wir führen auch die Martinsgans-Tradition weiter, werden den Familienbrunch anbieten und in Zusammenarbeit mit einer traditionsreichen Dresdner Konditorei und Bäckern aus der Region ein abwechslungsreiches Kuchen- und Tortenangebot vorhalten. Und es wird modern interpretierte deutsche Gerichte geben – da darf sich die Küchenmannschaft kreativ austoben. Darüber hinaus werden wir eine Kinderkarte haben“, sagt Carsten Rühle.
Doch bis es so weit ist, liegt noch viel Arbeit vor den neuen Betreibern. Das Restaurant ist momentan noch eine Baustelle. Aktuell laufen hier Arbeiten an Heizung, Elektrik, Lüftung, Sanitär und Trockenbau. Vom Eigentümer, der Patria-Casa Vermögensverwaltung aus Aachen, übernimmt Familie Rühle demnächst ein denkmalgerecht saniertes Objekt mit 700 Quadratmetern Fläche (inklusive Nebenflächen plus Terrasse) und verantwortet dann die Inneneinrichtung – auch hier ausschließlich mit regionalen Partnern. Carsten Rühle: „Unsere Investition in die Wiedereröffnung des Luisenhofs beläuft sich auf eine hohe sechsstellige Summe. Wir haben dazu bei der Ostsächsischen Sparkasse einen Kredit aufgenommen und sind dankbar für die vertrauensvolle Zusammenarbeit.“ Modern und schlicht, aber gemütlich und einladend soll das Restaurant eingerichtet sein.
Und schaut man sich alte Fotos an, stellt man fest, dass sich der „neue“ vom „alten“ Luisenhof der 50er und 60er Jahre stilistisch gar nicht so gravierend unterscheidet. „Farblich setzen wir auf verschiedene Grau-, Creme- und Brauntöne sowie einzelne Goldakzente. Das Original-Eichenparkett wird aufgearbeitet und in neuem Glanz erstrahlen. Mehr wollen wir an dieser Stelle aber noch nicht verraten“, sagt Carolin Rühle-Marten.
Reservierungen – beispielsweise für Familienfeiern wie Hochzeiten oder Jugendweihen ab Frühjahr 2018 – sind schon möglich. Sowohl telefonisch unter 0351 / 28 77 78 30 als auch über ein Online-Formular auf der neuen Internetseite www.luisenhof-in-dresden.de können sich Gäste bei Carolin Rühle-Marten melden.
Ab Anfang Januar 2018 freut sich Familie Rühle dann auch über Bewerbungen für Küche und Service.
Mit der Verbesserung der Lebensbedingungen entwickelte sich um 1900 auch in Dresden eine allgemeine „Ausgehkultur“. Der Restaurantaufenthalt ergänzte den Theater- oder Varieté-Besuch. Es stand nicht nur das Essen im Mittelpunkt, sondern zunehmend auch das Erlebnis. Man wollte etwas vom normalen Alltag Abweichendes erleben, wollte „gesehen werden“.
Das 1888 eröffnete Lahmann-Sanatorium zog viele wohlhabende und auch prominente Patienten auf den Weißen Hirsch. Parallel zu den Plänen für den Bau der Standseilbahn als Verbindung zwischen dem Stadtzentrum und dem neu gegründeten Villenviertel liebäugelte auch der Bauunternehmer Ernst Heinrich Friebel damit, auf einem Grundstück am Ende der damaligen Prinzeß-Luisa-Straße (heute Bergbahnstraße) ein Gasthaus zu errichten.
Die Begründung seines Bauantrags lautete: „Das Gasthaus soll ein der Gegend angepasstes Äußeres und Inneres erhalten und soll durchweg den Charakter eines feineren Restaurants mit Fremdenpension wahren.“ Dem bereits damals beliebten Aussichtspunkt wurde im Projekt mit einem Aussichtsturm Rechnung getragen. Mit vielen Auflagen bestätigt, wurde das neue Gasthaus am 25. September 1895 eröffnet – zeitgleich mit der Fertigstellung der Standseilbahn. Analog des Straßennamens wurde das Gasthaus nach der damals sehr beliebten und verehrten Kronprinzessin Luise von Toskana benannt.
Friebel baute zwar den Luisenhof, hatte jedoch als Bauunternehmer keine gastronomischen Ambitionen und verkaufte bereits 1896 für 190 TRM an Johann Friedrich August Reck. Das Haus hatte damals 150 bis 200 Plätze mit einem hohen Anteil von Freiplätzen, allerdings mit einer geringen Küchenkapazität.
Ein erster Um- und Ausbau erfolgte. 1897 trat Friedrich August Georg Reck mit neuen Ideen im Luisenhof an.
Das Geschäft lief im Sommer gut, jeder Dresdner musste ja mal mit der neuen Standseilbahn fahren und die Aussicht vom Luisenhof genießen. Durch den Bau einer Mauer entstand ein großer Lindengarten mit einem Musikpodest, später ersetzt durch einen Musikpavillon. Außerhalb des Sommers wurde der Luisenhof aber eher zu einer „Wetterschänke“ und war damit wirtschaftlich schwierig zu führen.
Der erste Weltkrieg brachte einen großen Einschnitt, was sich durch die Nachkriegsjahre weiter verschärfte. 1920 stand der Luisenhof daher zum Verkauf. Zu dieser Zeit suchte Familie Voigt ein Gasthaus mit freier Bewirtschaftung. Die phantastische Lage des Luisenhofs am Elbhang begeisterte Albin Voigt (1858-1928), seines Zeichens Kellner, der in Dresden bereits mehrere Weinrestaurants geführt hatte. Seine Frau Hedwig (geb. Seitz, 1869-1945), eine erfahrene Köchin und die erste Küchenmeisterin Deutschlands, unterstützte ihn dabei. Mit Sohn Hansotto (1905-1996) setzten die Voigts auf Kreativität und Innovation, erhöhten die Platzkapazität, schafften überdachte Außenplätze und erhöhte „Aussichtsplätze“. So wurde zwischen 1920 und 1925 der „Lindengarten“ an der Elbseite verglast. Auch die Küche erfuhr eine Erweiterung und erweitert und technische Aufrüstung.
Nach dem Tod von Albin Voigt 1928 führte seine Witwe Hedwig das Haus gemeinsam mit Sohn Hansotto und dessen Ehefrau Charlotte. Anfang der 30er Jahre bekam der Luisenhof sogar eine zweigeschossige Tiefgarage mit hydraulischem Aufzug, ausgelegt für 30-40 Autos, sowie eine Tankstelle mit zwei Zapfsäulen. Der Betrieb lohnte sich aber nicht. Später entstand eine Tanzterrasse über der Garage.
Familie Voigt schuf mit ihrem Qualitätsanspruch sowie ihrem ständigen Engagement für die bauliche und technologische Anpassung die Grundlagen für die Einstufung des Restaurants Luisenhof als „Balkon Dresdens“. Die gute Küche und vorzügliche Gastlichkeit sorgten für einen guten Ruf über die Landesgrenzen hinaus. In den 1920er und 1930er Jahren war der Luisenhof ein mondäner Treffpunkt für die Dresdner und die internationalen Gäste der Stadt. Prominente Persönlichkeiten wurden zu Stammgästen, unter ihnen war beispielsweise der Schriftsteller Erich Kästner.
Der Zweite Weltkrieg hinterließ keine unmittelbaren Zerstörungen. Nach Kriegsende war der Luisenhof zunächst geschlossen, wurde aber bereits am 1. Juni 1945 durch Familie Voigt wieder geöffnet. 1000 einfache Gerichte wurden hier täglich hergestellt.
Nach den Feierlichkeiten anlässlich der 25-jährigen Bewirtschaftung des Luisenhofs durch die Familie zum 1. Oktober 1945 stieg der politische Druck auf Hansotto Voigt, der seit 1937 Mitglied der NSDAP gewesen war. Der Luisenhof wurde unter Zwangsverwaltung gestellt und damit quasi beschlagnahmt. Als Treuhänder fungierte ab November 1945 die “Sächsische Hotel- und Gaststätten GmbH Dresden“, der Vorläufer der späteren HO. Ein Offizier der Roten Armee verhinderte noch, dass Familie Voigt ihre Wohnung im Haus verlassen musste
Die Bewirtschaftung lief weiter, auch die Berufsausbildung bot jungen Menschen eine neue Chance. Der Journalist Dieter Hofmann schrieb über die Nachkriegszeit: „Wie elegant sich der Stadtteil Loschwitz nach 1945 noch gab, erfüllte mich mit Staunen. Man hungerte und fror, musste zu Kulturveranstaltungen jeweils ein Brikett mitbringen. Aber man war eben elegant oder versuchte zumindest, es doch zu sein. Das Bürgertum in den beengten Villen tat romanhaft intakt.“ Das traf insbesondere auf den Weißen Hirsch und oft auf die Besucher des Luisenhofs zu. Das Haus vermittelte auch in der schweren Zeit eine ruhige und gediegene Atmosphäre. Die Kellner der alten Schule servierten den oft mittellosen Gästen die Tasse Tee genauso höflich und zuvorkommend, wie früher ein großes Menü.
Ab dem 26. November 1948 gehörte der Luisenhof, der zentral von Berlin aus geleitet wurde, zu den ersten „freien Gaststätten“, in denen man ohne Abgabe von Lebensmittelmarken speisen konnte. Besonders an den ersten Tagen war ein großer Gästeandrang zu bewältigen. Allein am 26. und 27. November 1948 wurde im Luisenhof ein Umsatz von 22.600 DM erreicht.
Die politische Überprüfung von Hansotto Voigt ergab später zwar keine belastenden Feststellungen, trotzdem erhielt Voigt die Auflage, den Luisenhof zu verkaufen oder zu verpachten. Ab dem 1. Januar 1949 bestand ein Pachtvertrag mit der neu gegründeten Staatlichen Handelsorganisation (HO) Gaststätten.
Der Luisenhof war in den 1950er Jahren ein bevorzugtes Restaurant für besondere Anlässe, Empfänge und Familienfeiern und galt als „die gute Stube des Stadtteils“.
Ein Brand machte den Luisenhof 1956 zur Todesfalle. Die Tochter des ehemaligen Pächters und bekannte Dresdner Sportlerin Helga Voigt kam dabei ums Leben. Nach dem verheerenden Feuer blieb der Luisenhof bis 1957 geschlossen. Mit der Beseitigung der Brandschäden wurden zugleich Gasträume, Foyer und Konditorei umgestaltet bzw. erweitert.
Doch die zunehmenden wirtschaftlichen Probleme in der DDR, Devisenknappheit und Mangelwirtschaft führten trotz großer Kreativität der Köche zu immer mehr Qualitätseinbußen. Auch die bauliche Substanz und Hygienesicherung wurden in Mitleidenschaft gezogen. Die Preis- und Subventionspolitik in der DDR verschärfte die wirtschaftlichen Probleme und die Ausreise von qualifiziertem Fachpersonal aus der DDR führte auch in diesem Haus zu Problemen.
Mit der politischen Wende gelangte der Luisenhof 1990 zurück an Hansotto Voigt. Es folgte ein neuer Pächter, der das Haus 1996 aber schließen musste. Ab 1997 gehörte der Luisenhof dem bayerischen Bauunternehmer Günther Gsödel, der das Gebäude sanierte und die Gastronomie verkleinerte. Die ehemalige Tanzterrasse verschwand, dafür entstanden in den früheren Tiefgaragen sechs Wohnungen sowie neun weitere im oberen Geschoss der Gaststätte.
Als neuer Pächter eröffnete Dieter Haas den Luisenhof im August 1999 neu, bevor 2002 die Familie Schumann das Restaurant übernahm. Armin Schumann war bis dahin Küchenleiter im Luisenhof gewesen.
Ende 2014 wurde der gastronomische Teil des Luisenhofs für 1,8 Millionen Euro an die Patria-Casa Vermögensverwaltung aus Aachen zwangsversteigert. Bis Juni 2015 führte Armin Schumann den Betrieb weiter, seither stand das Objekt leer.
Quelle: Manfred Wille