Mi, 11.01.2017 , 12:45 Uhr

Manager auf der Anklagebank: Prozessauftakt gegen Unister

Leipzig – Vier Jahre hat es gedauert: Am Mittwoch begann der Mammut-Prozess gegen den einstigen Leipziger Internet-Riesen Unister. In den nächsten Monaten müssen sich dabei drei Manager unter anderem wegen Steuerhinterziehung verantworten.

Dabei begann einer der größten Leipziger Wirtschaftsprozesses des Jahres direkt mit einer Panne: Auf der Liste der Angeklagten, die das Landgericht Leipzig am vergangenen Donnerstag an die Medien verschickt hatte, stand auch der im Juli verstorbene Thomas Wagner. Im vergangenen Jahr verunglückte ein Flugzeug in den slowenischen Alpen – an Bord der Unister-Firmengründer. Die Hintergründe des Absturzes sind bis heute nicht aufgeklärt – ebenso wenig der Milllionenbetrug, dem Wagner und ein Mitgesellschafter kurz davor in Venedig aufsaßen.

Rückblick: 2012 durchsuchten Fahnder die Geschäftsräume von Unister am Barfußgässchen. Firmengründer Thomas Wagner, der damaligen Finanz-Chef Daniel Kirchhof sowie Finanzchef des Online-Portals „Travel24“, Thomas Gudel wurden in U-Haft geschickt. 2013 dann die zweite Razzia: Die Ermittler erhoben Anklage und mussten sich durch eine Unmenge an Daten wühlen. Die Generalstaatsanwaltschaft erhob in der Zwischenzeit die nächste Anklage. 2016 meldeten Unister und die zahlreichen Tochterunternehmen Insolvenz an. Schließlich wurden die beiden offenen Verfahren zusammengezogen und es konnte 2017 zum Prozessauftakt kommen.

Vor dem Landgericht müssen sich seit Mittwoch die ehemaligen Managerkollegen verantworten. Ihnen wird unter anderem Computerbetrug und Steuerhinterziehung vorgeworfen. Dabei sind 18 Verhandlungstage bis Mitte Juni angesetzt. Am Mittwoch wurde dabei die Anklageschrift verlesen, wofür das Landgericht über fünf Stunden eingeplant hatte. Laut Medienberichten ist sie mehrere hundert Seiten lang, ergänzt mit über 1.000 Seiten Tabellen, Flugbuchungen und Kundendaten. Die mögliche Höchststrafe für zwei der ehemaligen Manager beträgt dabei 15 Jahre Haft. Freisprüche sind jedoch auch nicht ausgeschlossen.