Mo, 06.06.2022 , 15:46 Uhr

Drei Badetote über Pfingsten in Sachsen

Dresden - Stundenlang suchten Taucher in den Tiefen der Kiesgrube Leuben nach einer vermissten Person. Gegen 19:30 Uhr wurden sie fündig und zogen einen leblosen 41-Jährigen Mann aus dem Wasser. Insgesamt sterben über Pfingsten drei Männer beim Baden. Warum es gerade an unbewachten Badestellen immer wieder zu Todesfällen kommt, warum die Opfer meistens männlich sind und wie Rettungs- und Bergungseinsätze an Badeseen ablaufen verrät Joachim Weiß von der DRK Wasserwacht Sachsen im Interview.

Das Wetter ist ausgezeichnet. Die Temperaturen schnellen in die Höhe. Die Sonne strahlt. Die kühle Erfrischung in der Kiesgrube in Dresden-Leuben lockt. Es ist eine tödliche Erfrischung. Am Pfingstsonntag wurden Rettungskräfte kurz vor 15 Uhr an den Kiessee gerufen. Ein Mann meldete über den Notruf, eine Person im Wasser entdeckt zu haben. Wenig später tauchten die Kameraden der DRK-Wasserwacht nach dem vermissten Mann. Ungefähr vier Stunden nach der Erst-Alarmierung machten sie den schrecklichen Fund. Auf SF-Nachfrage bestätigte die Polizeidirektion Dresden den Toten im Kiessee. Offenbar verbrachte eine Gruppe aus mehreren Personen den gestrigen Nachmittag in Leuben. Gegen 15 Uhr entschied sich ein Mann dazu, eine Runde im See baden zu gehen. Als er abtauchte, kam er nicht mehr an die Wasseroberfläche zurück. Nähere Informationen nannten die Beamten am Montagmorgen nicht.

Dieser Beitrag wurde mit weiteren Informationen am 06. Juni, 12:33 vervollständigt.

Bei einem Badeunfall im Berzdorfer See ist ebenfalls ein Mann ums Leben gekommen. Wie die Polizeidirektion Görlitz am Pfingstmontag mitteilte, wollte der 22-Jährige Pole am Sonntagabend mit zwei Landsleuten im Alter von 18 und 21 Jahren zu einer etwa 70 Meter vom Strand entfernten Plattform schwimmen. Auf dem Weg dorthin hätten zunächst den 21-Jährigen die Kräfte verlassen. Er sei von dem jüngeren Polen und weiteren Badegästen aber gerettet und zurück ans Ufer gebracht worden. Später kam er ins Krankenhaus. «Dort angelangt, stellte man plötzlich das Verschwinden des 22-jährigen Begleiters fest, welcher den Weg zur Plattform allein fortgesetzt hatte», hieß es im Polizeibericht. Umfangreiche Suchmaßnahmen führten etwa anderthalb Stunden später zum Auffinden des Vermissten. Ein Taucher der DLRG barg den leblosen Mann. Ein Notarzt konnte nur den Tod feststellen. An der Suchaktion waren neben Polizisten aus Görlitz und Zittau auch Feuerwehrleute und ein Hubschrauber der Polizei beteiligt.

Nach Einschätzung der DLRG stellt die Badesaison die Rettungsschwimmer in Sachsen erneut vor große Herausforderungen. Momentan seien etwa 800 bis 900 Rettungsschwimmer im Einsatz. Um Sicherheit zu gewährleisten, bräuchte es aber doppelt so viele, sagte der Geschäftsführer der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) in Sachsen, Sebastian Knabe.

Wegen Corona konnte in den vergangenen zwei Jahren kaum Nachwuchs akquiriert werden. Hinzu komme, dass auch die Schwimmausbildung an den Schulen unter der Pandemie gelitten habe. «Die Situation der Schwimmausbildung ist prekär. Es könnte passieren, dass sich die jetzige Generation von Nichtschwimmern künftig in der Ertrinkungsstatistik widerspiegeln wird», sagte Knabe.

Im vergangenen Jahr sind in Sachsen 23 Menschen ertrunken, davon 11 in Seen und 8 in Flüssen. Bis auf eine Person handelt es sich bei den Ertrunkenen ausschließlich um Männer. Dies liegt laut DLRG vor allem daran, dass Männer oft ein höheres Risiko eingehen als Frauen. Badende sollten sich der Gefahren bewusst sein. Besonders bei Seen in ehemaligen Kies- und Braunkohletagebauen kann immer wieder Sand abrutschen und zu gefährlichen Situationen führen. (mit dpa)