Dresden - Mal Hand aufs Herz: wie viele Materialien, die Sie zu Hause verwenden, landen in der Tonne? Bestimmt kommt da bei dem einen oder anderen ganz schön was zusammen. Gegen diese Abfall-Flut gibt es sachsen- und deutschlandweit Initiativen, die dagegen vorgehen. In Dresden hat sich beispielsweise das Zukunftsstadt-Projekt „Materialvermittlung“ gegründet, das der Wegwerfgesellschaft einiges entgegenzusetzen hat. Meine Kollegin Juliane Wirthwein hat sich bei dem Projekt mal umgeschaut.
Ein riesiges Lager mit Stoffen, Wolle, Elektroartikeln und dergleichen mehr. Das ist der unerschöpfliche Fundus des Zukunftsstadt-Projektes „Materialvermittlung“. Die Koordinatoren des Projektes haben zum Materialjam eingeladen. Das bedeutet: interessierte Bürger können sich mit unbekannten Werkstoffen kreativ entfalten und den Materialien so ein zweites Leben einhauchen. Damit soll der CO2-Fussabdruck in Dresden verringert werden, so Anna Betsch, die Projektkoordinatorin der Materialvermittlung.
Das Projekt ist aber auch dazu da, innerhalb der Workshops die Menschen zusammenzubringen und einen bewussteren Umgang mit Materialien zu vermitteln. Aktuell entsteht eine digitale Plattform, auf der sich Interessierte über das Projekt und das Material informieren und es sich dann im Lager abholen können. Bisher haben die Projektverantwortlichen erfolgreich Materialien an die Kunst- und Kulturszene in Dresden vermittelt. Die Mitbegründerinder der „Materialvermittlung“ Iris Meusemann möchte, dass im kommenden Jahr die entstehende digitale Plattform genutzt wird und sich das Basislager in den Räumen des Vereins Konglomerat im Rosenwerk selbst finanziert.
Zum Materialjam ist auch ein Pärchen aus der Dresdner Neustadt gekommen. Die beiden haben aus Holz- und Linoleum-Resten einen Stempel hergestellt und waren begeistert vom Projekt. Besonders die Wiederverwendung schon abgeschriebener Materialien stieß auf große Resonanz bei den beiden. Und auch im Privaten ist Nachhaltigkeit für die beiden kein unbekanntes Wort, denn sie haben keine Auto und kaufen im Unverpackt-Laden ein. Die Materialvermittlung arbeitet mit vielen Einrichtungen in Dresden zusammen. So sind unter anderem das Amt für Stadtgrün und Abfallwirtschaft und Dresdner Vereine und Künstler mit im
Boot. Projektkoordinatorin Anna Betsch möchte aber zukünftig noch mehr mit der Industrie, dem produzierenden Gewerbe und Kindergärten zusammen arbeiten. In den letzten zehn Monaten konnte durch die „Materialvermittlung“ über 600kg Material ermittelt werden. Das verteilte Material, entspricht einer CO2-Einsparung von 940kg, das hat die TU Dresden herausgefunden.
Überall in Deutschland entstehen derzeit Materialinitiativen, unter anderem auch in Leipzig, so die Projektkoordinatorin Anna Betsch. Es sei ein wichtiges Trendthema. Dresden ist ein Teil davon.
Der erste Weg für ein breiteres öffentliches Bewusstsein für die Wiederverwendung von Rohstoffen und Materialien ist die Zusammenarbeit mit dem Zukunftsstadtbüro der Landeshauptstadt Dresden. Die Stadt selbst und das Zukunftsstadtbüro müsste sich nur mal gemeinsam treffen und diskutieren wie man sich gegenseitig unterstützen und nutzen kann und dann die Kompetenzen der Materialvermittlung mit einbeziehen, so Christiane Wagner, Community-Managerin der Zukunftsstadt Dresden.
Zurück zum Workshop: Dort konnten sich Groß und Klein künstlerisch austoben. Einen solchen Materialjam gibt es künftig einmal im Monat. Die Termine gibt’s im Internet: www.materialvermittlung.org