Chemnitz- Das Chemnitzer Modell ist einzigartig in Sachsen. Das Verkehrsprojekt verbindet das Eisenbahnnetz und das Chemnitzer Straßenbahnnetz miteinander und schließt so den Speckgürtel der zukünftigen Kulturhauptstadt an das Stadtzentrum an. Möglich macht dies eine glückliche Fügung, denn die Chemnitzer Bahnen verfügen über die gleiche Spurweite wie Züge. Nun soll Phase 4 des Ausbaus gestartet werden. Dafür braucht es natürlich Geld. Dieses hatte Wirtschaftsminister Martin Dulig am Dienstagmorgen bei einem Besuch in Chemnitz in Form eines Förderbescheids im Gepäck.
Großer Bahnhof an ebenjenem am Morgen in Chemnitz. Martin Dulig traf auf seinen Parteikollegen und Oberbürgermeister der Stadt, Sven Schulze. Außerdem vor Ort: Mathias Korda, Geschäftsführer des Verkehrsverbundes Mittelsachsen. Und was Sachsens Minister für Verkehr und Wirtschaft im Gepäck hatte, dürfte den ehemaligen Kämmerer der zukünftigen Kulturhauptstadt besonders gefreut haben. Insgesamt 6,4 Millionen Euro stellt das Land für ein Projekt namens „Chemnitzer Modell“ bereit. Dieses verknüpft schon seit den 90er Jahren das Straßen- und Eisenbahnnetz. Laut Aussage des Verkehrsverbundes nutzen es täglich etwa 18.000 Menschen auf einer Länge von 150 km. Nun wird Stufe 4 des Modells gezündet: Die anstehende Erweiterung soll Chemnitz mit Limbach-Oberfrohna verbinden.
Insgesamt wird mit einem Investitionsbedarf im dreistelligen Millionenbereich gerechnet. Um das Geld loszueisen, braucht es ein Planfeststellungsverfahren, und genau dieses soll mit den 6,4 Millionen Euro finanziert werden. Ein Vorhaben dieser Größe lässt sich zeitlich kaum genau einschätzen. Sven Schulze rechnet vorsichtig mit einem Start im Jahr 2026.
Doch bis dahin gibt es noch viel zu tun. Mit Blick auf die Anforderungen eines Planfeststellungsverfahrens kann man noch bevor die Bagger rollen von einer Mammutaufgabe sprechen. Ein derartiger Eingriff müsse umfassend geschehen, so ZVMS-Geschäftsführer Mathias Korda. Im Untergrund sollen z. B. Abwassersysteme und dergleichen neu geplant werden. Und wenn man Gleise bis nach Limbach-Oberfrohna verlegen will, dann muss man sich auch mit dem einen oder anderen Grundstückseigentümer auseinandersetzen.
Gebaut werden soll auch nach der Fertigstellung von Phase 4. Dann steht Phase 3 an. Die ungewöhnliche Reihenfolge hat ihren Ursprung in den 90er Jahren. Eine damalige Machbarkeitsstudie sah für das Chemnitzer Modell zwei Verkehrsachsen vor: eine Nord-Süd- und eine Ost-West-Verbindung. Realisiert wurde als erstes die Linie C13 Chemnitz–Stollberg. Für alles andere lagen nur regionalplanerische Empfehlungen vor, die sich im Laufe der Jahre überholten. Eine Entwicklung, die die Planer damals wohl geahnt haben, denn es stand von Beginn an fest, dass die einzelnen Phasen nicht zwingend in Reihenfolge umgesetzt werden müssen. Die Limbacher wird es freuen, während die Bürgerinnen und Bürger von Olbernhau bis Niederwiesa sich noch in Geduld üben müssen. Denn wenn alles nach Plan läuft, soll das Chemnitzer Modell erst bis 2035 komplett fertiggestellt sein.