«Man darf nicht warten, bis aus dem Schneeball eine Lawine geworden ist. Man muss den rollenden Schneeball zertreten. Die Lawine hält keiner mehr auf. Sie ruht erst, wenn sie alles unter sich begraben hat.» Erich Kästner
Der Dresdner Schriftsteller Erich Kästner ist vor allem mit Kinderbüchern wie „Emil und die Detektive“ oder „Das fliegende Klassenzimmer“ international bekannt geworden – er stellte sich mit zahlreichen kritischen Texten auch dem erstarkenden Nationalsozialismus entgegen. Heute hätte der Schriftsteller seinen 125. Geburtstag gefeiert. Einmal im Jahr vergibt der Presseclub Dresden den Erich-Kästner Preis – gestern wurde die diesjährige Preisträgerin vorgestellt.
Schneeglöckchen und Krokusse an seinem Geburtstag, das hat Erich Kästner selbst wohl nur selten erlebt. Am 23. Februar vor 125 Jahren wurde er hier in Dresden geboren, hier auf der Mauer hat er oft gesessen und über den Albertplatz geblickt, ungefähr dorthin, wo heute eine Plastik an einen der international bekanntesten deutschen Schriftsteller erinnert.
Hier wurde am Vortag seines Geburtstags die diesjährige Erich-Kästner-Preisträgerin vorgestellt, ein Preis, der jährlich vom Presseclub Dresden vergeben wird.
Große Namen, denen nun ein weiterer hinzugefügt wurde. Seit 26 Jahren lebt die Ukrainerin Natalja Bock in Dresden, arbeitet hier als Dolmetscherin. Dass ihr diese Ehre zuteilwird, war für sie eine große Überraschung.
Ihr außergewöhnliches Engagement für Hilfesuchende aus ihrer Heimat sei der Anlass gewesen, Natalja Bock in diesem Jahr diesen Preis zu verleihen – so der Presseclub-Chef.
Unklar in seiner Meinung ist Erich Kästner dagegen nie geblieben – bereits lange bevor die Nazis an die Macht kamen, warnte der Schriftsteller in seinen Texten davor – hier vorgetragen von Darsteller Roland Fröhlich.
Erich Kästner sei auch in der Ukraine populär, so Natalja Bock, nicht nur wegen seiner Kinderbücher – die in alle Sprachen der Welt übersetzt wurden, sondern auch aufgrund seiner gesellschaftskritischen und antimilitaristischen Texte. Auch Kästner habe seine Heimatstadt in den letzten Kriegswochen brennen sehen – so wie viele Ukrainer ihre Heimat heute.
Im August wird der Erich Kästner-Preis offiziell im Schloss Albrechtsberg bei einer Festveranstaltung übergeben. Die Auszeichnung ist mit einer Skulptur des Bildhauers Vinzenz Wanitschke und einem Preisgeld von 10.000 Euro verbunden. Der Preisträger spendet das Geld für künstlerische, kulturelle oder karitative Projekte.
Auch das Erich-Kästner Museum wird in diesem Jubiläumsjahr mit vielen Veranstaltungen und Lesungen daran erinnern, dass der Schriftsteller uns auch heute noch viel zu sagen hat.