Mo, 02.12.2024 , 16:06 Uhr

Erst am Wochenende war bei Europas größtem Autobauer die Friedenspflicht ausgelaufen, in der Arbeitskämpfe nicht erlaubt waren. Bei Volkswagen ist es der größte Ausstand seit Jahren.

Drohende Werkschließungen: Sächsische VW-Mitarbeiter im Warnstreik

Sachsen- Stillstand am Morgen bei VW in Sachsen. Tausende Beschäftigte streikten, die Bänder standen still – der größte Arbeitskampf seit Jahren spitzt sich immer weiter  zu. Im Zentrum des Protestes stehen drohende Werksschließungen des kriselnden Autobauers. Auf der Straße zeigt man sich kampfeslustig und das Ende der Fahnenstange ist längst nicht erreicht. Gewerkschafter stellen 24 Stunden-Streiks in Aussicht. 

Die IG Metall hat im Konflikt um drastische Einschnitte beim angeschlagenen Autobauer Volkswagen ihren Protest verstärkt. Flächendeckend traten Beschäftigte in den Ausstand – auch in Sachsen. Bereits am Morgen standen die Produktionsbänder in Zwickau still. Über 4.000 Beschäftigte beteiligten sich dort am Streik, gefolgt von einer Kundgebung. Dabei demonstrierten die Mitarbeiter entschlossen ihren Widerstand. Mit Trillerpfeifen und Sprechchören machten sie ihrem Unmut über die aktuellen Entwicklungen Luft. Der Gesamtbetriebsratschef von Volkswagen Sachsen, Uwe Kunstmann, kritisierte in seiner Rede scharf die Unternehmensführung. Seiner Ansicht nach trage nicht die Belegschaft, sondern das Management die Verantwortung für die Krise.

Auch in anderen Werken, darunter das Motorenwerk in Chemnitz und die Gläserne Manufaktur in Dresden, folgten die Beschäftigten dem Aufruf der IG Metall und legten die Arbeit nieder. In der zukünftigen Kulturhauptstadt zeigte man sich vom Konzern enttäuscht. Man habe sich für das Unternehmen engagiert und auch Kompromissbereitschaft gezeigt. Die nun drohenden Einschnitte machen die Mitarbeiter fassungslos. Vor den Toren des Chemnitzer Motorenwerkes wurde aber nicht nur für den Erhalt der Arbeitsplätze demonstriert. Es wurden auch Forderungen nach Lohnerhöhungen vorgebracht. Denn dem Unternehmen könne es nicht so schlecht gehen, wenn Manager und Aktionäre weiterhin ausgezahlt würden.

Auch in der Dresdner Manufaktur ist die Stimmung auf dem Tiefpunkt. Nach Bekanntwerden der ergebnislosen dritten Tarifrunde zwischen IG Metall und Konzern kochte schon in der Nacht von Sonnabend zu Sonntag die Stimmung hoch. Am Montag schloss man sich dann der Streikwelle an. Im Interview mit Sachsen Fernsehen äußerten sich Beschäftigte vor allem wütend über die fehlende Kompromissbereitschaft. Man wisse, dass der Konzern in der Krise stecke – darum habe man Lösungsvorschläge unterbreitet, allerdings ohne Erfolg. Akzeptabel war hingegen, zumindest aus Sicht der Gewerkschaft, die Beteiligung am Streik in Dresden. Denn man müsse sich wohl in Zukunft noch öfter Gehör auf der Straße verschaffen.

Erst am Wochenende war bei Europas größtem Autobauer die Friedenspflicht ausgelaufen, in der Arbeitskämpfe nicht erlaubt waren. Bei Volkswagen ist es der größte Ausstand seit Jahren. Flächendeckende Warnstreiks an allen großen Werken in Westdeutschland gab es zuletzt 2018. Nach Angaben der IG Metall beteiligten sich damals mehr als 50.000 Beschäftigte. Es ist nicht auszuschließen, dass diese Zahlen noch übertroffen werden. Denn wenn VW ernst macht, könnten die ersten Werkschließungen des Konzerns überhaupt in Deutschland anstehen. Mit Blick auf die Zulieferindustrie in Sachsen dürften ein Ende in Zwickau oder Dresden auch weitere Arbeitsplätze rund um den angeschlagenen Autobauer auf der Kippe stehen.