Mo, 13.11.2023 , 13:00 Uhr

filmkritik: "Der Böhme" (Il Boemo)

Inhalt
Prag in der Mitte des 18. Jahrhunderts. Der junge Josef Mysliveček begeistert sich eher für die Musik anstatt Müller zu werden. Statt in die Fußstapfen seines Vaters zu treten, zieht es ihn nach Venedig. Dort angekommen avanciert er zu einem rennomierten Openkomponisten. Das schöne Leben, dass der Musiker führt, soll allerdings nicht auf ewig anhalten…

Kritik
Mit IL BOEMO setzen die Filmemacher einem fast vergessenen, tschechischen Komponisten ein Denkmal. Das Schicksal Myslivečeks wird zu Beginn vorweg genommen, sodass sich der Focus zunächst auf Darsteller, Dialoge und Optik verlagert. In dieser Hinsicht punktet das Historiendrama und sieht deutlich teuerer aus, als die 6 Millionen Euro, die es am Ende gekostet hat. Die Darsteller überzeugen und halten sich angenehm mit großer Theatralik zurück. Als junger Wolfgang Amadeus Mozart ist der in Düsseldorf geborene Philip Hahn zu sehen. Seine Besetzung ist ein Clou, denn der 11-Jährige ist auch im wahren Leben Komponist, Dirigent und Pianist und war in vielen Ländern zu sehen und hören. Wer sich für die Thematik interessiert, für den werden die 2 Stunden und 20 Minuten wie im Flug vergehen. Für große Atmosphäre sorgt auch der italienische Originalton. Ob sich dies in einer deutsche Synchronisation wiederspiegeln wird, bleibt abzuwarten.

Hintergrund
Die Produktion des Filmes war eine Mammutaufgabe. Mehrere Finanziers, darunter auch viele Privatinvestoren, unterstützten das Projekt. Gefilmt wurde abwechselnd in Tschechien und Italien – wohlgemerkt während der Coronazeit. IL BOEMO war bereits in vielen Ländern in den Kinos zu sehen gewesen und wurde als Oscar-Kandidat für den besten fremdsprachigen Film 2023 eingereicht. Nun hat auch die Deutschlandpremiere am 5. November stattgefunden – im Programmkino Ost in Dresden, anlässlich der deutsch-tschechischen Kulturtage. Gezeigt wurde der Film im italienischen Originalton mit deutschen Untertiteln. Ein regulärer, deutscher Kinostart steht noch aus. Wem dies nichts ausmacht, der kann den Film im Ausland erwerben. Am 21. November erscheint eine französische DVD, welche mit deutschen Untertiteln ausgestattet sein wird. Fest steht auch, dass voraussichtlich schon 2024 eine TV-Ausstrahlung auf dem deutsch-französischen Sender arte erfolgt.

Bildquelle: LOCO FILMS/PILOT FILM