Die Augustusburg bei Chemnitz, Jagdschloss des Kurfürsten August und eine der bekanntesten Schlossanlagen Sachsens. 1572 fertiggestellt, ist die Augustusburg auch Zeugnis der Industriekultur, genauer gesagt der alten Bindemittelindustrie. Denn der Mörtel, der die Steine des imposanten Schlosses zusammenhält, wurde etwa 30 Kilometer von Chemnitz entfernt hergestellt, im Kalkwerk Lengefeld. Das hat eine lange Tradition, die sich vom Mittelalter über die Frühe Neuzeit bis in die Gegenwart erstreckt. Heute ist der Ort ein technisches Denkmal und vermittelt eine lange Tradition der Kalkgewinnung und -verarbeitung. Das Kalkwerk kann auf eine bewegte Geschichte, sowohl als Bergwerk wie auch als Museumsstätte, blicken. Kalkstein wurde in der Lengefelder Lagerstätte bis Anfang des 20. Jahrhunderts unter schwerster körperlicher Anstrengung ausschließlich über Tage und deshalb nur saisonal von Frühjahr bis Herbst abgebaut und verarbeitet. Der Tagebruch ist Bestandteil des heutigen Fauna-Flora-Habitats. In den Sommermonaten Juni und Juli verwandelt sich die Bruchsohle in eine blühende Landschaft. Tausende wild wachsende Orchideen entfalten dann ihre Blütenpracht. Dass das Kalkwerk noch heute als Museum besichtigt werden kann, verdankt es einem Zufall der Geschichte. Während des Zweiten Weltkriegs dienten Gebäude und ein Tunnel als Kunstdepots für Werke der Dresdner Gemäldegalerie. Diese wurden nach dem Krieg zunächst in die UdSSR verbracht, später jedoch an die DDR zurückgegeben. Übrigens ist Lengefeld noch heute Industriestandort. Direkt angegliedert an das Denkmal sind die Erzgebirgischen Kalkwerke, ein Verarbeitungsbetrieb, der weißen Dolomitmarmor zu Mehlen und Feinsanden sowie Terrazzokörnungen verarbeitet. Wie alle Museen ist das Kalkwerk vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie zur Zeit geschlossen und ein Besuch nicht möglich. Doch aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Das Kalkwerk Lengefeld zählt zu den bedeutendsten technischen Denkmalen der alten Bindemittelindustrie in Europa. Hier lässt sich der Abbruch von Kalkstein bis ins 16. Jahrhundert zurückverfolgen. Technische Anlagen zeugen bis heute von diesem Teil der sächsischen Industriegeschichte.