Als vor zwei Jahren auf der „Documenta 15“ in Kassel Kunstwerke abgenommen und verhüllt wurden, führte das zu einem bislang nie dagewesenen Skandal. Was darf Kunst und was nicht? Und wer bestimmt das? Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden hatten sich zu diesem Thema einen international bekannten Experten in den Lichthof des Albertinums eingeladen.
„Wenn Kunst Gefühle verletzt: Zur Debatte über Kunstfreiheit und Antisemitismus“
So der Titel eines Vortrags im Rahmen der „Martin und Harriet Roth Lecture“, einer Vortragsreihe, die jährlich von den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden durchgeführt wird – im Gedenken an den ehemaligen Generaldirektor Martin Roth und seiner Frau, der renommierten Kunsthistorikerin Harriet Roth. Eingeladen hatte man diesmal den in Israel geborenen Autor und Erziehungswissenschaftler Meron Mendel. Gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Geschehnisse im Nahen Osten gehe es den Staatlichen Kunstsammlungen darum, sich auch im Bereich der Kunst eine eigene Haltung zu erarbeiten, so die Generaldirektorin Marion Ackermann.
Meron Mendel wurde 1976 in einem Kibbuz in Israel geboren, studierte Geschichte und Erziehungswissenschaften in Haifa und München. Er wurde am Goethe-Institut Frankfurt promoviert und im selben Jahr dort zum Direktor der Bildungsstätte „Anne Frank“ ernannt.
Vor zwei Jahren war um die „Documenta 15“ in Kassel eine Antisemitismus-Debatte entbrannt, Bilder mit antisemitischen Darstellungen wurden abgehängt, von einem Tabubruch wurde geredet. Damals hatte sich Meron Mendel als Experte und Vermittler eingeschaltet – konnte aber keinen Dialog herstellen, und musste aufgeben. Für ihn damals eine frustrierende Erfahrung.
Das Dilemma zwischen dem Anspruch der Kunstfreiheit im Spannungsfeld mit der Verletzung religiöser Gefühle und Überzeugungen stellte Meron Mendel in vielen Beispielen anschaulich dar, eine Lösung konnte freilich auch er nicht anbieten.