Robert A. aus Chemnitz soll nach Serbien abgeschoben werden. Er lebt seit über 30 Jahren in Deutschland und hat Serbien nach Darstellung des Flüchtlingsrates noch nie gesehen hat. Der Fall sorgte für lautstarke Kritik. Jetzt zog der Innenminister die Reißleine. Sachsens Innenminister Armin Schuster hat nach heftiger Kritik die Abschiebung eines Mannes nach Serbien unterbrochen. Der CDU-Politiker erklärte:“Ich habe angeordnet, den Fall durch die Landesdirektion zu überprüfen“. Nach Angaben des Sächsischen Flüchtlingsrates sollte der 31 Jahre alte Mann heute dorthin abgeschoben werden, obwohl er kein serbischer Staatsbürger ist, das Land nicht kennt und auch kein Serbisch spricht. Politiker verschiedener Parteien hatten lautstark protestiert. Es ist nicht das erste Mal, dass die Abschiebepraxis sächsischer Behörden für Wirbel sorgt. Laut Flüchtlingsrat stammen die Eltern des 31-Jährigen aus Serbien und waren 1993 vor dem Jugoslawien-Krieg zunächst in die Niederlande geflohen. Dort sei der Mann unter einem anderen Namen geboren worden und im Alter von acht Monaten nach Deutschland gekommen, hieß es. Er habe hier seinen Schulabschluss und seine Ausbildung gemacht, stets aber nur eine Duldung besessen. Der SPD-Landtagsabgeordnete Frank Richter sagte:“Ich kann diese Praxis nicht akzeptieren. Sie ist nicht gerecht. Sie ist unmenschlich. Sie vergiftet unser gesellschaftliches Zusammenleben. Ich ermutige alle, dagegen zu protestieren.“Der SPD-Politiker forderte die Härtefallkommission des Freistaates auf, sich umgehend für den Betroffenen einzusetzen.“Seine Abschiebung muss gestoppt werden!“ Der Mann sei noch nie in Serbien gewesen und falle in ein Nichts: „Anders gesagt: Die sächsische Abschiebepraxis stößt ihn in ein Nichts. Als Angehöriger des Volkes der Roma dürfte ihm in Serbien außerdem sehr viel Ablehnung und Diskriminierung drohen, zumal er kein Serbisch spricht. Diese Abschiebung ist ein erneuter Tiefpunkt einer inhumanen Praxis, die letztlich der sächsische Innenminister zu verantworten hat.“ Richter hatte den Mann gemeinsam mit anderen gestern im Abschiebegefängnis besucht. „Robert spricht fließend Deutsch. Er hat alles Erdenkliche – und noch mehr, als ich mir hätte ausdenken können – getan, um sich in Deutschland zu integrieren.“ Ein falscher Namenseintrag durch die niederländischen Behörden verfolge ihn sein ganzes Leben. Er habe alles versucht, um diesen Fehler korrigieren zu lassen, unter anderem durch einen DNA-Test. Nach Angaben des Flüchtlingsrates hatten es die Behörde stets abgelehnt, dem Mann eine Arbeitserlaubnis auszustellen, da seine Staatsangehörigkeit nicht geklärt war. (mit dpa)