Chemnitz- Kleine Post-Its zieren den Boden eines ehemaligen Geschäftes. Wer die Räumlichkeiten am Johannisplatz in Chemnitz betritt, dürfte aktuell nicht damit rechnen, dass hier ein Dokumentationszentrum zur Aufarbeitung des NSU-Komplexes entstehen soll.
Allerdings gibt es ganz deutliche Hinweise. Der Besuch der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien zum Beispiel. Wie Sie beim Besuch erklärte, saß Sie bereits beim Prozess von Beate Zschäpe vor 10 Jahren in München dabei und ist mit der Geschichte des Terror-Trios vertraut. Obwohl seit den Prozessen so viel Zeit ins Land gegangen ist, gehört für Roth Aufarbeitung des Terrors auch heute noch zu den wichtigsten Aufgaben des Bundes. Bereits während ihres Besuchs sprach die Grünen-Politikerin über die Brisanz der Thematik. Mit dem Ende des NSU sei noch lange nicht Schluss gewesen. Erst am Dienstag wurden mehrere mutmaßliche Mitglieder einer rechtsextremistischen terroristischen Vereinigung in Sachsen festgenommen.
Obwohl bis heute immer wieder neue Erkenntnisse zum NSU-Terror auftauchen, verschwimmt die Erinnerung an die Horrortaten für jüngere Generationen. Auch deshalb sei laut der Bundesbeauftragten ein solches Zentrum von immenser Bedeutung. Wer sich in dem neuen Standort am Johannisplatz umschaut, stellt schnell fest, dass die vorherige Nutzung immer noch Präsent ist. Eine riesige Schaufensterfläche erstreckt sich daher über die gesamte Fläche. Bereits beim Besuch sprach daher die Bundesbeauftragte Claudia Roth das Thema Sicherheit an. Denn obwohl politische Bildung im Fokus steht, spielt auch das Thema Sicherheit eine immense Rolle. Die Projektverantwortliche Esther Gerstenberg sieht in der großen Schaufensterfläche auch Fluch und Segen.
Wie wichtig der Politik die Aufarbeitung ist, zeigt sich an der finanziellen Unterstützung. Denn trotz leerer Haushaltskasse stellen sowohl Bund als auch Land jeweils 2 Millionen Euro für den Ausbau des Dokumentationszentrum bereit. Laut Sachsens Justizministerin Katja Meier haben dafür besonders die engagierten Chemnitzer gesorgt. Mehrfach betonte sie, dass Bund und Land hier hauptsächlich eine finanzielle Unterstützung liefern könnten. Bis Mai 2025 soll ein fertiges Zentrum entstehen. Mit Chemnitz wird es das erste Dokumentationszentrum zur Aufarbeitung der Terrorangriffe geben. Weitere Standorte sollen jedoch Bundesweit folgen.