Leipzig- In der Medienpolitik gibt es immer wieder Diskussionen und Debatten über die Förderung von privaten und nicht-kommerziellen Medienangeboten. Vor kurzem hat Radio Weißwasser (Radio WSW) für Aufsehen gesorgt, indem es Fördermittel aus einem Programm für nichtkommerzielles Lokalradioprogramm (NKL) beantragte und erhielt. Dies löste einige Kontroversen aus und warf Fragen darüber auf, wie ein NKL-Programm klingen sollte und ob es professionell sein darf. In einem Radiointerview zwischen Radio Blau und Jan Kaufhold, dem Programmchef von Radio WSW, wurden einige dieser Fragen und Bedenken erörtert. Radio WSW war vorher viele Jahre ein privates Lokalradio, dass aus Werbeeinnahmen finanzieren sollte. Allerdings sanken die Werbeeinnahmen über die Jahre massiv und der Sender wurde Ende 2022 von der Sachsen Media Gruppe mehrheitlich gekauft.
Die Diskussion über Radio WSW begann mit der Frage, ob die Merkmale eines nichtkommerziellen, lokalen Radiosenders tatsächlich erfüllt werden. Radio WSW sieht sich selbst als nicht kommerzielles, regionales Radio, das jedoch einige Besonderheiten aufweist. Im Gespräch mit Jan Kaufhold wurde deutlich, dass Radio WSW eine andere Herangehensweise an das Konzept des "freien Radios" verfolgt. Statt sich als klassisches Community Radio zu sehen, strebt Radio WSW an, ein nichtkommerzielles Radioprogramm für die Oberlausitz anzubieten, das lokal journalistische Standards erfüllt, ein unterhaltsamer Tagesbegleiter ist und eine aktive Beteiligung der Gemeinschaft fördert.
Eine wichtige Frage, die sich stellte, war die Professionalität von Radiosendungen. Jan Kaufhold betonte, dass trotz des nichtkommerziellen Charakters ihres Radiosenders professionelle Standards in der Medienarbeit und handwerkliche Fachkenntnisse im Medienbereich von großer Bedeutung sind. Dies unterscheidet Radio WSW von einigen anderen freien Radiosendern, bei denen möglicherweise mehr Wert auf den informellen Charakter gelegt wird.
Ein entscheidender Aspekt der Diskussion war die Finanzierung von Radio WSW. Die Station erhält Fördermittel aus öffentlichen Mitteln, was angesichts ihrer Größe und Struktur eine Herausforderung darstellt. Die Frage, wie andere lokale Radiosender, die sich dem NKL-Programm anschließen, finanziert werden können, ist ebenfalls von Bedeutung. Jan Kaufhold erklärte, dass Radio WSW eine gemeinnützige GmbH wird und keine Gewinnabsichten verfolgt. Dies ist ein Signal für andere Medienakteure, die sich in Zukunft überlegen müssen, wie sie ihren Betrieb aufrechterhalten können.
Schließlich wurde auch die Beziehung zwischen Radio WSW und Sachsen Fernsehen erörtert. Jan Kaufhold betonte, dass es keine Querfinanzierung zwischen den beiden gibt und dass Sachsen Fernsehen eher technische Unterstützung in Form von Sachleistungen bietet, ohne finanziell in den Radiosender einzusteigen.
Die Diskussion zwischen Radio Blau und Jan Kaufhold von Radio WSW verdeutlicht die Herausforderungen und Fragen, mit denen lokale Radiosender konfrontiert sind, wenn sie Fördermittel aus NKL-Programmen beantragen. Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Entwicklung auf die Medienlandschaft in Sachsen auswirken wird und wie die Sächsische Landesmedienanstalt mit dieser zunehmenden Nachfrage nach Fördermitteln umgeht. Trotz der Diskussionen bleibt Radio WSW entschlossen, seinen Beitrag zur Medienvielfalt und lokalen Berichterstattung in der Oberlausitz zu leisten.