Di., 11.03.2025 , 14:47 Uhr

Trumps Abkehr vom sogenannten freien Westen hat auch die Sicherheitslage in Europa grundlegend verändert

Russlands Angriffskrieg und die Folgen für Sachsen

Sachsen- Drei Jahre Krieg – und kein Ende in Sicht. Während Russland seinen Vormarsch fortsetzt, gerät die Ukraine zunehmend unter Druck. Besonders brisant: Die USA, bislang der wichtigste Unterstützer Kiews, kehren dem angegriffenen Land den Rücken zu. Doch was bedeutet das für den Freistaat ? Wie steht es um die ukrainische Community in Sachsen?  Ein Blick auf die aktuelle Lage.

Der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine hat sich im Februar zum dritten Mal gejährt. Im vierten Kriegsjahr angekommen, steht das größte europäische Flächenland vor dem Abgrund. Russland rückt langsam, aber stetig vor, und mit den USA wendet sich unter Donald Trump der bislang größte militärische Unterstützer von dem angegriffenen Land ab. Und nicht nur das: Mit der neuen amerikanischen Doktrin „America First“ verabschiedet sich das Land unter republikanischer Führung zunehmend aus der demokratischen Wertegemeinschaft. Diplomatisch herrscht nun das Recht des Stärkeren – eine Entwicklung, die auch der ukrainische Präsident bei seinem Besuch im Weißen Haus zu spüren bekam.
Der umstrittene Auftritt wirkt bis heute nach: Wichtige Waffenlieferungen sind auf Eis gelegt, Geheimdienstinformationen werden nicht mehr weitergereicht, und die Legitimität des ukrainischen Präsidenten wird vom einst engen Verbündeten infrage gestellt. Diese Entwicklungen beschäftigen auch die Ukrainische Community in Sachsen. Dmytro Remestvensky, der bereits vor Jahrzehnten aus der Ukraine nach Deutschland kam, unterstützt in Chemnitz Geflüchtete – insbesondere bei der Integration. Die von Trump in den Raum gestellten schwachen Beliebtheitswerte von Wolodymyr Selenskyj hält er für absurd.
Dem ukrainischen Präsidenten wurde in Washington zudem unterstellt, an Frieden überhaupt nicht interessiert zu sein – eine hanebüchene Verdrehung der Tatsachen. Ein geplanter Rohstoffdeal sollte die wirtschaftliche Zukunft der Ukraine sichern, doch das Abkommen scheiterte auch daran, dass die USA keine Sicherheitsgarantien geben wollten. Unter diesen Bedingungen scheint ein erneuter Großangriff auf die Ukraine nur eine Frage der Zeit zu sein – mit potenziell neuen Fluchtbewegungen als Folge. Laut Dmytro Remestvensky wäre dies in Sachsen zumindest logistisch verkraftbar, doch für eine echte Integration, insbesondere in den sächsischen Arbeitsmarkt, fehlen essenzielle Sprachkurse. Die Wartezeiten betragen mitunter Jahre.
Dass sich das Problem schnell lösen lässt, gilt als ausgeschlossen – denn die dafür nötigen Lehrkräfte sind im Freistaat schon im regulären Schulbetrieb rar. Doch die Herausforderungen gehen weit über die Integration hinaus: Eine von Russland dominierte Ukraine würde die europäische Sicherheitsarchitektur ins Wanken bringen – mit direkten Folgen auch für Deutschland.
Wie ernst solche Szenarien zu nehmen sind, zeigt nicht zuletzt der politische Kurs der Bundesregierung. Die Diskussionen über ein zukünftiges Sondervermögen für Aufrüstung machen deutlich, dass Trumps Abkehr vom sogenannten freien Westen auch die Sicherheitslage in Europa grundlegend verändert hat.