Mo., 17.03.2025 , 15:21 Uhr

Ein Schrumpfen der Produktion am Standort Sachsen trifft vor allem die rund um Zwickau angesiedelten Zulieferer hart

Zuliefererkrise im Automobilland Sachsen - wie Politik helfen kann

Sachsen- Die Zukunft des VW-Standorts in Sachsen wackelt – und mit ihm Tausende Arbeitsplätze. Besonders die Zulieferbetriebe rund um Zwickau stehen unter Druck, denn mit jeder Kürzung bei VW wächst die Unsicherheit in der gesamten Branche. Bei einem Gipfel in Reinsdorf mit Ministerpräsident Kretschmer wurde über Lösungen diskutiert.

95.000 Arbeitsplätze hängen direkt oder indirekt an dem Autobauer – Jobs, die perspektivisch gefährdet sind. Ein Schrumpfen der Produktion am Standort Sachsen trifft vor allem die rund um Zwickau angesiedelten Zulieferer hart. Bei einem Gipfel am vergangenen Donnerstag unter Beteiligung von Ministerpräsident Michael Kretschmer und Sachsens Wirtschaftsminister Dirk Panther kamen die Sorgen der Branche in Reinsdorf auf den Tisch. Dabei ging es laut Dirk Vogel, Netzwerkmanager der sächsischen Zulieferindustrie, vor allem darum, das Gesamtproblem zu verstehen.

Es ist die Just-in-Time-Produktion, die den Zulieferern nun auf die Füße fällt. In der Nähe des Werks in Mosel gelegen, produzieren die Unternehmen höchst effizient – doch ihre Effizienz leidet mit jedem zusätzlichen Kilometer Transportweg. Genau dieses Problem erschwert es den betroffenen Produzenten, sich einfach nach anderen Abnehmern umzusehen. Mehr Geld aus Förderprogrammen scheint das Problem nicht lösen zu können. Im Gespräch mit Sachsen Fernsehen machte Dirk Vogel deutlich, dass politisch auf ein Umdenken bei VW hingearbeitet werden müsse. Das Werk in Zwickau gilt als Vorreiter der Elektrofahrzeugproduktion in Deutschland. Zudem habe der Konzern immer wieder auf die lange Tradition des Automobilbaus in Sachsen hingewiesen. Unter diesen Umständen könne sich Volkswagen nicht einfach aus der Region zurückziehen.

Was Sachsen jedoch kaum weiterhelfen würde, wäre die von Ministerpräsident Kretschmer geforderte Fristverlängerung für die CO₂-Flottengrenzwerte und mehr Technologieoffenheit. Laut Dirk Vogel nützt das dem Elektro-Standort Zwickau-Mosel wenig.

Was dem Standort hingegen helfen könnte, wäre mehr Unabhängigkeit – und zwar von der Politik. Denn das Land Niedersachsen ist mit 12 Prozent an VW beteiligt und hat somit ein Stimmrecht. Dieses könnte es für den Erhalt der Standorte in dem Bundesland in die Waagschale werfen. Und das müsste es wohl auch, denn laut Dirk Vogel  ist die Produktion in Zwickau kostengünstiger und klimaneutraler als im innerdeutschen Vergleich.
Bis zu 35.000 Jobs will der VW-Konzern abbauen. Im E-Autowerk Zwickau sollen nach den aktuellen Plänen nur noch zwei Audi-Modelle gefertigt werden. Das Wirtschaftsministerium sieht in diesem Umbau einen herben Rückschlag für die Wirtschaft im Freistaat. Mit Blick auf die 800 Zulieferer in Sachsen und die knapp 100000 Arbeitsplätze, die die Branche im Freistaat generiert, wird die Dimension des Problems klar: Es werden Lösungen gebraucht –  die Uhr tickt.