Sa, 14.10.2023 , 14:10 Uhr

Medizin-Fakultäten sehen hohe Bereitschaft zu Körperspenden

Sachsen - In den ersten Semestern ihres Studiums verbringen Medizin-Studierende viel Zeit in Anatomie-Kursen, um menschliche Körperteile zu präparieren. Nicht nur dafür werden Körperspenden gebraucht.

Die medizinischen Fakultäten in Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt beobachten eine hohe Bereitschaft zu Körperspenden. «Wir haben dazu sehr viele Anfragen», sagte Katja Schmidt vom Institut für Anatomie der Medizinischen Fakultät an der Universität Leipzig in einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur. Ähnlich äußerten sich Vertreter der Fakultäten an den Universitäten Jena, Halle, Dresden und Magdeburg. In den drei Ländern sind Tausende Menschen registriert, die ihren Körper nach ihrem Tod der Wissenschaft zur Verfügung stellen.
 
Allein an der Medizinischen Fakultät der Leipzig sind 4000 Spender gemeldet, an der Fakultät Dresden sind es 1500 und in der Universitätsmedizin Halle 2000. Die Kartei des Universitätsklinikums Jena umfasst aktuell 800 Spender, wobei wegen der Vielzahl an bestehenden Spendervereinbarungen jahrelang keine Körperspenden mehr angenommen wurden, wie das Klinikum mitteilte. «Seit diesem Herbst schließen wir wieder Spendevereinbarungen ab und stellen ein großes Interesse fest.» Das Leipziger Anatomie-Institut erreichen pro Tag im Schnitt ein Dutzend Anfragen.
 
Studierende präparieren konservierte Leichname
Körperspenden werden vor allem im Medizin- und Zahnmedizinstudium eingesetzt. Im Fach Anatomie präparieren die Studierenden konservierte Leichname, um Basiswissen über den den menschlichen Körper zu erwerben. Für die Anatomiekurse an der Medizinischen Fakultät Magdeburg etwa würden jährlich etwa zwölf gespendete Körper benötigt, teilte Institutsdirektor Hermann-Josef Rothkötter mit. Dieser Bedarf könne immer gedeckt werden.
 
Präparierübungen sind auch Teil der Ausbildung in anderen medizinischen Berufen, während in der Ärztefortbildung unter anderem Operationstechniken an gespendeten Körperteilen trainiert werden. Ebenso benötigt die medizinische Forschung Körperspenden.
 
Für die hohe Spendenbereitschaft sehen die Fakultäten einen Mix aus Gründen. Alleinstehenden etwa sei es wichtig, für ihren Todesfall alles geregelt zu haben, hieß es von den Fakultäten in Leipzig und Dresden. Andere wollten ihren Kindern Bestattung und Grabpflege abnehmen. «Bei vielen ist Dankbarkeit ein Grund», sagte Katja Schmidt vom Leipziger Anatomie-Institut. «Menschen, die von einer Krankheit geheilt wurden oder lange Zeit medizinisch betreut wurden, möchten etwas zurückgeben.»
 
Auch finanzielle Gründe spielten eine Rolle. So beteiligen sich die Anatomie-Institute bei Körperspendern an den Bestattungskosten oder übernehmen sie ganz. Für Verstorbene, die ihren Körper spenden, unterhalten sie eigene mit Grabstätten mit Gedenksteinen oder -stelen, auf denen Körperspender anonym bestattet werden. Für weitergehende Bestattungswünsche wie etwa Beisetzungen in Familiengräbern auf anderen Friedhöfen müssen in der Regel die Angehörigen aufkommen.
 
Alljährlicher Gottesdienst
Die Fakultäten würdigen ihre Körperspender auch auf andere Weise. In Jena, Leipzig und Dresden wird ihrer alljährlich mit einem Gottesdienst gedacht, in Halle wird am Totensonntag ein großer Blumenkranz am Ehrengrab aufgestellt.
 
Rechtlich geregelt werden Körperspenden durch sogenannte letztwillige Verfügungen, die potenzielle Körperspender persönlich zu Lebzeiten abgeben müssen. Betreuer oder Bevollmächtigte dürfen dies nicht tun. Die Spender müssen volljährig und geistig in der Lage zu einer solchen Erklärung sein und können diese jederzeit widerrufen. Nach dem Tod könne niemand für Verstorbene eine solche Erklärung abgeben, betont der Magdeburger Anatom Rothkötter. Bei bestimmten Erkrankungen könnten Körperspenden auch abgelehnt werden.
 
Wichtig bei einer Körperspende sei die vorherige gründliche Information und Beratung, so Katja Schmidt vom Anatomie-Institut Leipzig. Einer Vereinbarung zur Körperspende gehe deshalb immer ein persönliches Gespräch im Institut voraus. Wichtig sei aber auch, dass Menschen, die ihren Körper spenden wollen, mit ihren Angehörigen über das Thema sprächen. Es gebe Fälle, in denen Angehörige Verstorbener nicht einverstanden seien. «Aber der letzte Wille ist entscheidend.»
 
(dpa)