Leipzig/Böhlen- Aus sieben Nationen sind 23 junge Dirigenten ins Kulturhaus Böhlen gekommen, um dort an einem Dirigierkurs teilzunehmen. Innerhalb von acht Tagen können sie an ihrer Technik feilen, um sich zu verbessern. Immer zur Seite steht ihnen der britische Musikpädagoge Colin Metters. Und der greift mitunter auch schon nach wenigen Sekunden ein.
Hochkonzentriert gibt Samuel Lee den Takt an. Mit großen Gesten dirigiert der Professor für Viola an der Hochschule für Musik und Theater an diesem Tag das Leipziger Symphonieorchester. Lee macht seine Sache ordentlich. Kritik kommt aber trotzdem, und zwar von Colin Metters. Der britische Musikpädagoge gibt den Teilnehmern eines Dirigierkurses die richtigen Tipps und Techniken. Auch Samuel Lee gehört an diesem Tag zu den 23 Frauen und Männern des Kurses.
Abschlusskonzert im Gewandhaus
Über mehrere Tage geht der Lehrgang und gipfelt im großen Abschlusskonzert im Gewandhaus in Leipzig. Während des Kursus haben die Dirigenten jeweils 20 bis 30 Minuten Zeit. Das Leipziger Symphonieorchester folgt geduldig. Weniger durchgehen lässt dagegen Experte Colin Metters. Er gibt den Dirigenten Hinweise zum Tempo, zu ihren Gesten, aber auch zu ihrer Körpersprache.
"Dirigieren ist einer Sache des ganzen Körpers", so der Experte. "Eine Herausforderung dabei ist es aber, immer überzeugend zu sein. Als Dirigent brauche ich einen festen Stand, dabei muss man das Gleichgewicht halten und seinen Mittelpunkt finden. Gestern zum Beispiel habe ich einen Dirigenten gezwungen, sich etwas breitbeiniger hinzustellen. Und es hat sich ALLES geändert!"
Dirigenten bezahlen Teilnahme selbst
Die Teilnehmer bezahlen aus eigener Tasche den Kurs - und bestimmen damit selbst, wie viele Zeitfenster sie zur Probe haben möchten. Musikpädagoge Metters wartet oft ein paar Minuten, bevor er einschreitet. Manchmal ist das aber auch schon nach wenigen Takten notwendig.
"Was ich möchte ist, dass die Dirigenten ihre Zeit am sinnvollsten nutzen. Sie sollen die Möglichkeit haben, nochmal anzufangen und etwas anderes auszuprobieren", erklärt Collins. Es mache deshalb keinen Sinn, die Teilnehmer einfach 15 Minuten dirigieren zu lassen, ohne etwas dazu zu sagen. "Dabei hat es auch viel mit Zuhören zu tun - oder eben auch mit nicht zuhören. Die Teilnehmer nehmen die Musik und das Orchester wahr, aber sie hören nicht zu. Das ist für viele eine neue Erfahrung."
Alles läuft hygienegerecht
Für die Frauen und Männer ist es seit langem wieder die Möglichkeit, mit einem echten Orchester zu Proben. Pandemiebedingt war das kaum bis gar nicht möglich. Stichwort Corona: auch hier im Kulturhaus Böhlen läuft alles corona-, also hygienegerecht ab. Organisiert hat den Kurs die Concert Media AG aus Zürich. Vor Ort hat der Leipziger Richard Teufel alles koordiniert.
"Am Ende des Kurses bekommen die Teilnehmer ein Zertifikat und das ist dann auch für die Vita sinnvoll", erklärt Teufel. Die Teilnehmer rechnen sich dadurch also besser Jobs als zukünftige Orchesterleiter aus.
Was Samuel Lee und die anderen jungen Orchesterleiter während des Kursus gelernt haben, können sie an diesem Mittwoch und Donnerstag unter Beweis stellen. Dann findet das Abschlusskonzert im Gewandhaus statt - coronabedingt allerdings noch ohne Zuschauer.