Mi, 31.08.2022 , 11:52 Uhr

Ehemaliger sowjetischer Staatschef Gorbatschow mit 91 Jahren verstorben

Michail Gorbatschow gestorben

Sachsen - Er galt als einer der Wegbereiter der Einheit Deutschlands. Michail Gorbatschow ist am Dienstagabend mit 91 Jahren verstorben.

Seine Politik Ende der 1980er Jahre war geprägt durch Glasnost und Perestroijka. Und das hat auch in Sachsen den Menschen Mut gemacht. Gorbatschow hat in Dresden im Jahr 2010 den mit 25.000 Euro dotierten Dresden Preis bekommen. Die Auszeichnung erhielt er wegen des Abbaus der Mittelstreckenraketen in den 80er Jahren. Dies galt als Signal für das Ende des atomaren Wettrüstens.

Anlässlich des Todes des russischen Friedensnobelpreisträgers und ehemaligen sowjetischen Staatschefs Michail Gorbatschow erinnert Landtagspräsident Dr. Matthias Rößler an dessen entscheidende Rolle bei der deutschen Wiedervereinigung:

„Michail Gorbatschow war ein großer Staatsmann, ohne den die deutsche Wiedervereinigung 1990 nicht möglich gewesen wäre. Er hat den Willen der Menschen und den Willen der Völker in Europa akzeptiert. Wir Deutsche wissen, dass wir nach der gelungenen friedlichen Revolution Michail Gorbatschow, Helmut Kohl und George H. W. Bush die Einheit unseres Landes verdanken.

Ich bin Michail Gorbatschow mehrfach begegnet, u. a. 1995 in Dresden bei der Vorstellung seiner Biografie und später auf dem Petersburger Dialog in München. Bei einem längeren gemeinsamen Gespräch habe ich ihn als einen zutiefst menschlichen Charakter und zugleich als Staatsmann mit der Vision für eine friedlichere Welt erlebt. Gorbatschow war ein Mann von staatsmännischer Größe und Tragik. Denn in seiner Heimat hat er nie die Anerkennung erfahren, wie sie ihm im Ausland zuteil wurde.

Für mich war Michail Gorbatschow schon zu DDR-Zeiten ein Hoffnungsträger. Bei meinem ersten Verwandtschaftsbesuch im Westen 1988 habe ich mir in Hannover Gorbatschows Buch ‚Perestroika‘ gekauft und in die DDR geschmuggelt.“ (Sächsischer Landtag)

Frank Richter, kultur- und erinnerungspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, zum Tod von Michail Gorbatschow:

„Wir trauern um Michail Gorbatschow. Mit ihm verlieren wir einen Staatsmann, der maßgeblich dazu beigetragen hat, den Kalten Krieg zu beenden, der Sowjetunion mit Glasnost und Perestroika den Weg zur Demokratie zu ebnen und der ganzen Welt Hoffnung zu geben auf eine Zukunft in Frieden und Versöhnung. Für viele Menschen in der DDR bedeutete die von Gorbatschow eingeleitete Politik ein Signal, aufzustehen und für eine demokratische Umgestaltung ihres Landes zu kämpfen. Plötzlich veränderte sich das böse Zerrbild ‚des Russen‘ zum Guten. Ohne die Zustimmung Michail Gorbatschows wäre es nicht zur Deutschen Einheit gekommen.

Dass Wladimir Putin zur selben Zeit KGB-Offizier war, als Gorbatschow in Ost-Berlin sinngemäß formulierte ‘Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.‘ – ein Ausspruch, der in Anwesenheit der DDR-Staatsführung an Eindeutigkeit nichts zu wünschen übrigließ, wirft ein trüb-fatales Licht auf die aktuelle politische Lage und auf den Krieg von Putins Russland gegen die souveräne Ukraine.

Doch sollten wir uns davon nicht beeinflussen lassen. Michail Gorbatschows politisches und geistiges Erbe lautet meines Erachtens: Es lohnt sich, stets an einen Wandel zum Guten zu glauben, politisch dafür zu wirken – auch wenn es aussichtslos erscheint – und der Logik der Gewalt, des Betrugs und des Hasses zu widerstehen.“ (SPD-Fraktion im Sächsischen Landtag)

Zur Übersicht