Mi, 01.06.2022 , 22:30 Uhr

Missbrauch in Heidenauer Gemeinde wird aufgearbeitet

Heidenau/Dresden- Im Zuge der Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs von Kindern in der katholischen St.-Georg-Gemeinde in Heidenau ist die letzte Ruhestätte des Haupttäters aufgelöst worden.

Die katholische Gemeinde St.-Georg arbeite an der Aufarbeitung des sexuellen Missbrauches an Kindern und Jugendlichen. Der Haupttäter ist ein beliebter Pfarrer, der aber bereits seit vielen Jahrzehnten tot ist. Nun soll das Pfarrergrab aufgelöst werden.

Stephan von Spies, Justiziar des Bistums Dresden-Meissen, sagte der Deutschen Presse-Argentur, dass das Grab des Pfarrers Herbert Jungnitsch (1898-1971) am 23. Mai geräumt wurde. Außerdem nahmen Fachleute der Rechtsmedizin Proben "zur Feststellung einer eventuellen Vaterschaft".

Die Gemeinde hatte die Grab-Auflösung schon 2021 beschlossen, zwischenzeitlich gingen aber Anträge auf einen Vaterschaftstest ein, sagte Gemeindereferent Benno Kirtzel. Ob das Ergebnis veröffentlicht wird, ist laut Spies offen und abhängig von den Wünschen der Person, die die Untersuchung beauftragte.

Seit Juli 2020 war die Gemeinde offiziell  über die Vorgänge um Jungnitsch informiert worden. Eine öffentliche Versammlung, bei der alles auf den Tisch kam, markierte im September 2021 den internen Prozesse "Die Aufarbeitung läuft", sagte Kirtzel.

Jungnitsch, Pfarrer von 1948 bis 1971, hatte sich in mindestens vier Fällen der sexualisierten und körperlichen Gewalt bis zum schweren Missbrauch von Kindern schuldig gemacht. Schon 2010 wandten sich Betroffene an den damaligen Bischof und berichteten von wiederholter und zum Teil schwerster sexueller Gewalt zwischen 1964 und 1968.

Opfer waren Mädchen zwischen vier und acht Jahren. Tatorte waren Räume der Pfarrei und der Pfarrerswohnung, die Empore hinter der Orgel oder ein Boden über dem Pfarrraum. Mindestens sechs weitere Männer zwischen 20 und 70 Jahren, auch dem familiären Umfeld, sollen an den Missbräuchen beteiligt gewesen sein. Das Ordinariat spricht von einem beispiellosen Fall seit 1945. (dpa)

 
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