Chemnitz – Fast jeder hat sie bei gutem Wetter schon in der Luft gesehen: Heißluftballons. Sie gehören zu den ältesten Luftfahrzeugen überhaupt und haben die Geschichte der Luftfahrt nachhaltig geprägt.
Am 4. Juni 1783 präsentierten die französischen Brüder Joseph Michel und Jacques Etienne Montgolfier den ersten nach ihnen benannten Heißluftballon. Bei der damals noch unbemannten Fahrt wurden Strohballen und Wolle verbrannt, dessen Rauch den aus Leinen bestehenden Ballonsack in die Luft steigen lies.
Bei einer Ballonfahrt hat heutzutage jeder die Möglichkeit, die Welt aus einer völlig neuen Perspektive wahrzunehmen. Dabei ist es nicht möglich, den Ballon direkt zu steuern. Durch gezieltes Steigen oder Sinken können die Winde in unterschiedlichen Höhen dazu genutzt werden, sich dem gewünschten Ziel zu nähern. Beim Betätigen des Brenners entsteht laut dem Gesetz von Gay-Lussac ein Dichteunterschied zwischen der kälteren äußeren Luft und der wärmeren inneren Luft, der dem Ballon Auftriebskraft verleiht. Der Start und die Landung werden dabei leicht vom Wind beeinflusst. Die Hülle des Heißluftballons bietet eine relativ große Angriffsfläche, weshalb generell nur bei Windstille oder schwachem Wind vom Boden aus gestartet werden kann. Neben den Windverhältnissen muss zudem die Thermik beachtet werden. Thermische Böen könnten die nach unten geöffnete Ballonhülle zusammendrücken und die heiße Luft heraus pressen. Dadurch würde der Ballon einen Teil seines Auftriebs verlieren. Welche Wetter- und Windverhältnisse in den luftigen Höhen herrschen, beurteilen die erfahrenen Ballonfahrer anhand der unterschiedlichen Wolkenformen. So sind beispielsweise Haufenwolken ein sicheres Anzeichen für Thermik oder den Durchgang einer Kaltfront, während sogenannte Nimbostratus-Wolken beim Durchgang einer Warmfront entstehen. Tief liegende Schichtwolken sind in der Regel ein Zeichen für ruhige Windverhältnisse, behindern allerdings die Sicht. Hoch liegenden Cirrus-Wolken hingegen sind Anzeichen für unruhige Windverhältnisse.
Ballonfahrten finden demnach bevorzugt bei weitgehend wolkenlosem Himmel statt. Dass Fahrten im Heißluftballon generell in den Morgen- und Abendstunden stattfinden, liegt vor allem daran, dass die Sonne den Boden im Laufe des Tages erhitzt und die aufsteigende warme Bodenluft Thermik erzeugt, die sich zum frühen Nachmittag verstärkt und mit sinkendem Sonnenstand wieder nachlässt. Wer also Sachsens schönste Ecken entspannt aus der Vogelperspektive bewundern möchte, für den ist eine Ballonfahrt in Leipzig und der umliegenden Region empfehlenswert. Die größte Stadt im Freistaat Sachsen bietet dabei zahlreiche Sehenswürdigkeiten sowie wunderschöne Auwaldgebiete mit vielen Flüssen und Seen. Lediglich vom Wind getrieben schwebt man seelenruhig über den Kulkwitzer- oder Cospudener See, während historische Bauten wie beispielsweise die Nikolaikirche aus der Höhe wie Miniaturgebäude wirken. Auch einheimische können ihre Heimat bei einer Ballonfahrt aus einem ganz neuen Winkel betrachten. Die Details des eigenen Hauses, der benachbarten Kirche oder des Red Bull Stadions werden erst bei einer Betrachtung des großen Ganzen sichtbar.
Wohin die Reise letztendlich geht, bestimmt der Wind. Zu einer richtigen Ballonfahrt gehört natürlich auch eine Ballonfahrertaufe. Diese Tradition geht auf die Anfänge der Ballonfahrt zurück. Nach einem damaligen Gesetz des Königs Ludwig XVI. von Frankreich durften sich nur Menschen adeliger Abstammung mit einem Ballon in die Lüfte erheben. Daraus entwickelte sich im Laufe der Zeit eine Ballonfahrertaufe, die die Aufnahme in den Ballonadelsstand symbolisiert. Neben Ballonfahrten als reine Freizeitaktivität gibt es zudem Wettbewerbe bis hin zu einer Weltmeisterschaft. Einer dieser Wettbewerbe ist die sogenannte Montgolfiade. Hier müssen bei mehreren Fahrten unterschiedlichste Aufgaben bewältigt werden. Hauptaufgaben sind beispielsweise das zielgenaue Abwerfen eines Markierungsbeutels an einem bestimmten Zielpunkt oder die Weitfahrt innerhalb eines begrenzten Wertungsgebietes, bei der entweder nach Distanz oder Zeit bewertet wird. Die spektakulärste Ballonfahrt fand übrigens am 16. September 1979 statt. Die Familien Strelzyk und Wetzel sind damals in einer Nachtaktion mit einem selbst gebauten Heißluftballon über die innerdeutsche Grenze aus der DDR nach Westdeutschland geflüchtet. Diese Ballonflucht wurde 1981 in dem US-amerikanischen Spielfilm „Mit dem Wind nach Westen“ dargestellt und von der Familie Strelzyk in einem Buch beschrieben.