Mi, 29.11.2023 , 09:00 Uhr

Abschiebung läuft völlig aus dem Ruder

Messermann wird "sobald wie möglich abgeschoben" - 50-Jähriger sorgte für großen Polizeieinsatz in der Dresdner Neustadt

Dresden - Spezialkräfte der Polizei sind am Dienstagvormittag in der Dresdner-Neustadt im Einsatz gewesen. Polizisten mit Kettenhemden und Maschinenpistolen nahmen dort ein Mann fest. Was war passiert?

Update: Auf Nachfrage von Sachsen Fernsehen erklärt die Landesdirektion Sachsen, dass der algerische Staatsbürger "zeitnah" nach Algerien abgeschoben werden soll. Gründe, die gegen die Abschiebung sprechen würden, seien der Landesdirektion auch nach den gestrigen Vorfällen nicht bekannt, sodass die Abschiebung "sobald wie möglich" vollzogen wird. Ein sogenanntes "sicheres Herkunftsland" ist Algerien nicht. 2019 scheiterte ein Versuch die Maghreb-Staaten als "sichere Herkunftsländer" einzuschätzen im Bundesrat. Sexuelle Minderheiten werden auch in Algerien verfolgt - Homosexualität ist beispielsweise verboten.

Nach Informationen von Sachsen Fernsehen raste ein großes Aufgebot an Polizeikräften gegen 9:30 Uhr  auf die Rudolf-Leonard-Straße in der Dresdner Neustadt. Nur wenige Minuten später trafen auch schwer ausgerüstete Spezialkräfte ein. Ausgestattet mit Kettenhemden und Maschinenpistolen stürmten sie in einen Hinterhof.

Laut einem Polizeisprecher waren Polizisten ursprünglich vor Ort, um eine Abschiebung durchzusetzen. Der 50-jährige Mann nutzte jedoch einen unbeobachteten Moment, floh durch das Fenster auf die Straße. Mit einem Cutter-Messer in der Hand kletterte der Mann anschließend auf ein Vordach und drohte sich selbst zu verletzen, sollte die Abschiebung durchgesetzt werden. Nach 30-minütigen Verhandlungen ließ sich der Mann schließlich dazu überreden, das Messer selbstständig wegzuwerfen. Die Polizei reichte ihm eine Leiter, um das Dach zu verlassen.

Im Anschluss wurde der Mann in einen Waschsalon im Erdgeschoss gebracht. Die Einsatzkräfte legten dem Mann dort Hand- und Fußfesseln an, bevor er in einen Gefangenentransporter überführt wurde. Ob die Abschiebung jetzt dennoch durchgeführt werden kann, ist zunächst unklar.