Dresden - Sorgt der Umweltschutz dafür, dass sich Müllberge an der Kiesgrube Leuben in Dresden türmen? Das klingt zunächst absurd, ist aber zumindest eine Sichtweise auf das, was sich mit Beginn des Sommers an der beliebten - und illegalen - Badestelle im Südosten der Landeshauptstadt auftürmt. Sachsen Fernsehen Reporter Jonas Peupelmann hat recherchiert was die Lage so kompliziert macht und mit Pächter, Stadtrat und Anwohnern über ihren Frust gesprochen.
Es ist ein schöner Tag zum Baden im Dresdner Osten, mit allem was dazu gehört - Sommer, Sonne und... riesigen stinkenden Müllbergen!? Für Martin Riedel, den Betreiber der örtlichen Wasserskianlage leider ein mittlerweile gewohnter Anblick. Vor allem nach den Wochenenden türmen sich die Haufen von Abfall, sind die Reste von wilden Parties über Wiesen und Ufergelände verstreut! Bisweilen würde sogar Sperrmüll hier abgeladen erzählt er kopfschüttelnd. Dabei ist das Gelände nicht nur privat, sondern eigentlich Naturschutzgebiet.
Klar, an sich sollte natürlich gar kein Müll hier landen und sich jeder selbst um seine Hinterlassenschaften kümmern. Doch viele Gäste würden genau das eben nicht tun und mit dieser Siuation müsse umgegangen werden.
Bisher kümmerten sich ein paar engagierte Freiwillige ehrenamtlich um das Müllsammeln und in Zusammenarbeit mit dem Ortsamt wurden die Sachen dann halbwegs regelmäßig von der Stadt abgeholt. Aber aus irgendwelchen Gründen scheint das jetzt nicht mehr der Fall zu sein.
Über diese kann er nur mutmaßen, vielleicht steigende Kosten oder Personalmangel? Eine Anfrage zum Thema ließ die Stadt bis zur Veröffentlichung dieses Artikels unbeantwortet. Seit einiger Zeit scheint die Lage jedenfalls immer schlimmer zu werden bestätigen auch regelmäßige Gäste der beliebten Badestelle. Das ist hier zwar eigentlich schon immer verboten, doch das kümmert niemanden, denn es gibt sonst keine guten Bademöglichkeiten in der Nähe.
Riedel könnte sich als Eigentümer und Pächter eines großen Teils der Flächen zumindest vorstellen, selbst mehr Möglichkeiten der geregelten Müllentsorgung bereit zu stellen. Doch weil das Areal Naturschutzgebiet ist, steht er vor einer irrsinnigen Situation: er darf weder Müllcontainer an den wichtigen Stellen aufstellen, noch diese von einem geeigneten Fahrzeug abholen und leeren lassen.
Also wir haben hier letzten Endes eine eine Situation, wo jeder rein darf. Das wird nicht verhindert. Jeder lässt seinen Müll hier liegen. Das Landschaftsschutzgebiet verhindert aber, dass wir ihn dann auch ordentlich entsorgen können. Also man ist quasi gefährdet durch das Umweltamt eine Strafe zu bekommen dafür, dass man den Müll hier entsorgt.
Schon bei dem Hinundher um den Umzug seiner Wasserskianlage um 70 Meter aus dem Naturschutzgebiet (Sachsen Fernsehen berichtete) konnten er und viele Dresdner über das Handeln der Dresdner Verwaltung nur den Kopf schütteln. Er wünscht sich, dass die Stadt hier nun Verantwortung übernimmt und auch beispielsweise mit dem Ordnungsamt für die Einhaltung der Regeln sorgt, wenn illegal Feuer gemacht und Müll abgeladen wird.
An der Elbe wird dauernd kontrolliert wenn gegrillt wird, Äste abgebrochen und verbrannt werden. Das muss hier doch eigentlich genauso sein, denn das ist dasselbe Landschaftsschutzgebiet vom Charakter her. Aber hier kommt niemand und zieht die Leute dafür in Rechenschaft.
Stadtrat Veit Böhm (CDU) kennt die Situation vor Ort, seine Kollegin Heike Ahnert setzt sich seit vielen Jahren für die Entwicklung der Kiesgrube zur Badestelle ein. Im Augenblick sei die Personaldecke im Ordnungsamt wohl zu klein, mutmaßt er. Er sieht vor allem zwei Bürgermeister in der Pflicht:
Das ist einmal der Bereich von Frau Jähnigen (Ordnungsbürgermeisterin, Anm. d. Red.) und andererseits der Bereich von Bürgermeister Kühn (Baubürgermeister, Anm. d. Red.). Die müssen sozusagen jetzt erst mal die rechtlichen Voraussetzungen schaffen, damit das Ordnungsamt auf der Fläche auch tätig werden kann.
Bis die Badestelle dann irgendwann wie geplant im Rahmen der Bundesgartenschau-Bewerbung Dresdens zu einem neuen Naherholungsort entwickelt wird kann es noch bis zu zehn Jahre dauern. So lange wollten die Dresdner nicht warten, sie bräuchten jetzt bald eine Lösung, die auf legalen Füßen stünde, bekräftigt Böhm.
In der Zwischenzeit steigt der Frust bei Martin Riedel und den Gästen an der Kiesgrube.
Leider ist es so, dass die Stadt letzten Endes wieder auf die Leute abwälzt, die sagen das kann eigentlich so nicht bleiben und sich dann doch selbst darum kümmern.
Was bleibt ist ein Gefühl des Allein-gelassen-Werdens und eine Menge Unklarheit - und auch jede Menge Müll...