Sachsen- Von Reizgas bis Schreckschusswaffe: An den rund 50 Gerichten und Staatsanwaltschaften in Sachsen haben Funde gefährlicher Gegenstände bei den Einlasskontrollen seit Ende der Corona-Beschränkungen wieder zugenommen.
2022 zogen Beamte und Wachtmeister nach Angaben des Justizministeriums 17 636 solcher Utensilien ein für die Aufenthaltsdauer von deren Eigentümern bei Gericht - abgesehen von Fällen illegalen Besitzes. Das waren gut 4000 mehr als im Jahr zuvor. In Kleidung oder Taschen fanden sich 6870 Messer, darunter 128, die unter das Waffengesetz fallen. Dazu kamen 9937 sonstige Gegenstände dieser Art - von Rasierklinge über Schere bis Feuerzeugbenzin. Die Bilanz liegt allerdings noch unter dem Vor-Corona-Niveau. 2021 waren gegenüber dem Vorjahr deutlich weniger gefährliche und als Waffe nutzbare Alltagsgegenstände sichergestellt worden, der Besucherverkehr war damals allerdings wegen Corona noch eingeschränkt. Für 2020 stehen noch 22 108 Treffer zu Buche, in den beiden Jahren davor je um die 16.000. Sachsen hatte nach dem gewaltsamen Tod einer Zeugin 2009 im Dresdner Landgericht mehrere Millionen Euro in die Sicherheit an Gerichten investiert. Auch die Zugangskontrollen wurden verstärkt inklusive Schleusen und mehr Personal. Die Ägypterin Marwa El-Sherbini war in einer Berufungsverhandlung am 1. Juli 2009 vom Angeklagten aus Fremdenhass erstochen worden, den sie wegen rassistischer Beleidigung angezeigt hatte. Die Bluttat löste bundesweit Entsetzen und Proteste in der islamischen Welt aus. An Landgerichten und Justizzentren wird seitdem ständig am Einlass kontrolliert, an kleineren Amtsgerichten sporadisch, auch mit Metalldetektoren und mehr Personal. 2022 verweigerten nach Ministeriumsangaben vier Menschen die Kontrolle, es gab 14 Fälle von Bedrohung. Aktenkundig sind zudem sieben Fälle von Sachbeschädigung, drei Mal Hausfriedensbruch, fünf verdächtige Briefsendungen, zwei versuchte Nötigungen, ein versuchter Übergriff - und eine Bombendrohung.
Quelle: dpa