Sachsen - Die Landespressekonferenz (LPK) vergibt den Negativpreis „Tonstörung“ in diesem Jahr an die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD). Mit Erwähnungen werden zudem die Pressestellen der Stadt Dresden und der Stadt Freiberg für den Umgang mit Pressevertretern in Einzelfällen gerügt.
Mit der Preisvergabe an die SKD werden Erschwernisse bei der Berichterstattung rund um die Kunstsammlungen kritisiert. Thematischer Schwerpunkt waren dabei die Nachwehen zum Einbruch ins Grüne Gewölbe 2019. Der Prozess gegen die Haupttäter begann im Januar 2022 und endete im Mai 2023 mit der Verhängung von Freiheitsstrafen. In dessen Verlauf, aber auch im Nachgang gab es zahlreiche Presseanfragen an die SKD, bei denen der Pressesprecher nicht nur durch schlechte Erreichbarkeit und mangelnde Kommunikationsbereitschaft auffiel. Anfragen wurden teilweise gar nicht oder nur ausweichend beantwortet. Aus der Motivation, dass der Kunstdiebstahl, obwohl er zu den größten in Deutschland seit Jahrzehnten gehört, kein Thema mehr sein könne und stattdessen doch längst „positive“ Nachrichten angebracht seien, wurde dabei kein Hehl gemacht. Doch auch bei Recherchen zu anderen Themen der SKD nahmen Journalisten zuletzt Einschränkungen wahr. Dazu gehörte die Bitte um Textvorlage vor Veröffentlichung. Zudem sollen Direktoren der einzelnen Museen nicht allein, sondern nur in Begleitung der SKD-Pressestelle Journalisten Auskünfte geben – ein eigentümliches Verständnis von Pressefreiheit.
Mit einem speziellen Umgang bei Fragen zu unliebsamen Themen sind im vergangenen Jahr auch sächsische Kommunen aufgefallen. Die Pressestelle der Landeshauptstadt Dresden hat mit einer auch jetzt noch abrufbaren Veröffentlichung auf Recherchen zur Finanzierung einer Rathaus-Party für 18-Jährige reagiert. Darin wurde zwei konkret benannten Medien nicht nur die Komplizenschaft mit einem Stadtratsfraktionschef unterstellt. Ihnen wurde vorgehalten, die Faktenlage zu ignorieren, um Klicks zu generieren. Der Pressestelle habe das so viel Aufmerksamkeit abverlangt, dass sie „wirklich wichtige Themen“ nicht aufbereiten konnte.
Eine Erwähnung „verdient“ haben sich zudem die Pressestelle in Freiberg und Oberbürgermeister Sven Krüger für ihren Umgang mit Recherchen zu einer Reise Krügers ins russische St. Petersburg. Wurde dem medialen Interesse zunächst noch mit einem Statement begegnet, blieben Nachfragen später gänzlich unbeantwortet. Krüger selbst verwies schließlich in einem sozialen Netzwerk auf ein von ihm selbst in Auftrag gegebenes Anwaltsgutachten, wonach die Reise „privat“ gewesen sei – obwohl Krüger in Begleitung seines Büroleiters unterwegs und bei einem Ball als Stadtoberhaupt empfangen worden war.
Seit 2006 vergibt die LPK jährlich die „Tonstörung“ für die unkommunikativste Leistung in Sachsen. Damit verbindet die Vertretung der Landespolitik-Journalisten das Ziel, auf Missstände in der Öffentlichkeitsarbeit in Sachsen aufmerksam zu machen, um den Dialog und die Zusammenarbeit zwischen Politik und Presse zu verbessern. Die Entscheidung obliegt einer Jury, die sich aus dem Vorstand und weiteren Mitgliedern zusammensetzt, die auf der jährlichen Mitgliederversammlung gewählt werden. Die Ausschreibung erfolgt jeweils im November für das aktuelle Jahr. Bekanntgegeben werden Preisträger traditionell in der ersten Plenarwoche des darauffolgenden Jahres.