Dresden - Skateboarden ist 2020 erstmals olypmpisch und mit Tom Kleinschmidt ist sogar ein Dresdner für Deutschland in Tokyo. In seiner Heimatstadt hat die Straßensportart allerdings einen schweren Stand.
Immer und immer und immer wieder denselben Sprung wagen, dasselbe Hindernis überwinden und denselben Trick versuchen - Skateboarder sind wahrlich hartnäckige Sportler, denen es aber nicht nur um die Herausforderung ihrer Geschicklichkeit geht. Dahinter steht eine Philosophie, die die eigene Kreativität und das Erschaffen eines kurzzeitigen Kunstwerks - den vielseitigen Tricks - als Kern der Sportart sieht. Der städtische Raum wird dabei gleichermaßen zur Spielwiese und Leinwand der Skater. Für Nichteingeweihte kann das bisweilen befremdlich wirken, gefährlich oder sogar störend, wenn beispielsweise Anwohner um ihre Ruhe fürchten. Nun wurde die Straßensportart jedoch in den Stand einer olympischen Disziplin erhoben und erstmals 2020 in Tokyo Teil der Wettkämpfe sein. Sie gilt nicht ohne Grund seit Jahren als Trendsportart, die bereits seit Anfang der 90er Jahre immer mehr junge Menschen für sich begeistern kann. Auch in Dresden gibt es eine verhältnismäßig große Szene von 300-400 Aktiven, die sich in Vereinen wie dem 248 Wheels e.V. organisieren, Wettkämpfe abhalten und an gemeinsamen Projekten arbeiten. Der Übergang zur Sozialarbeit verläuft dabei oft fließend, denn manche Skater kommen aus schwierigen Verhältnissen und lernen so erstmals, gemeinsam mit anderen etwas aufzubauen und zu erhalten. Der Dresdner 248 Wheels e.V. organisierte außerdem auch Skatetage für Geflüchtete oder Lernkurse für Kinder.
Ein großes Problem der Szene ist jedoch, dass die Stadt viel zu wenig Orte bietet, an denen die Skater trainieren können. Vor vielen Jahren gebaute Anlagen wie der Platz an der Lingnerallee oder in Gorbitz sind nicht nur von den Bauweisen völlig veraltet und ohne Beteiligung der Szene als "Ingenieursarbeit" mit Fertigbauteilen entworfen worden, so dass sie kaum den heutigen Anforderungen der Nutzer entsprechen. Sie sind auch stark abgenutzt oder sogar beschädigt und an vielen Stellen renovierungsbedürftig, was das Verletzungsrisiko für die Sportler enorm erhöht. Gleiches gilt auch für die Skatehalle der 248 Wheels in Reick, die durch zahllose Arbeitsstunden vom Verein selbst ausgebessert werden musste, um überhaupt wieder öffnen zu können.
Die Situation wird auch dadurch verschärft, dass immer wieder Skateplätze wegfallen, wie der von der Szene selbst errichtete und international bekannte "Trini" am Trinitatisplatz. Dieser wurde im vergangenen Jahr von der Grundstückseigentümerin kurzerhand abgerissen, eine Ausweichmöglichkeit gibt es nicht. Betroffen sind davon nicht nur die Skateboarder, sondern auch Sportler ihrer Schwesterdisziplinen wie BMX, Inlineskaten oder Scooter, die nun unfreiwillig um die verbleibenden Plätze stärker konkurrieren müssen.
Eine Besserung der Situation für die Betroffenen kommt nun durch einen Antrag der Grünen-Fraktion in Aussicht, der bereits vom scheidenden Stadtrat angenommen wurde. Stadtrat Torsten Schulze steht schon lange mit der Szene in Verbindung und weiß um ihre Probleme. Er hält die Zustände für nicht tragbar, besonders wenn man bedenkt, dass Dresden einen Skateboarder zu den olympischen Wettkämpfen schickt. Sowohl den Amateuren als auch den Profis müssten bessere Trainingsmöglichkeiten geboten werden, um zu verhindern, dass diese entweder an Orten skaten, an denen sie andere damit stören würden oder aber gleich in andere Städte abwandern.
Konkret werden im Antrag sowohl ein neuer Platz für den Stadtteil Johannstadt und Ersatz für die Skatehalle in Reick genannt, außerdem sollen Planungen für einen Park unterhalb der Waldschlösschenbrücke aufgenommen werden. Damit fehlen zwar immer noch Möglichkeiten für den rechtselbischen Teil Dresdens, aber davon lässt sich die Szene nicht entmutigen, denn Ausdauer und Beharrlichkeit haben sie ja im Blut.