Do, 29.12.2022 , 14:54 Uhr

Petra Köpping: «Es ist jetzt wirklich an der Zeit sich zu versöhnen»

Sachsen- Die sächsische Sozialministerin Petra Köpping (SPD) hält die Zeit für Eintracht in der Bürgerschaft für gekommen. «Die Corona-Krise war eine harte Zäsur für den gesellschaftlichen Zusammenhalt, noch stärker als die Flüchtlingskrise.

 

Eine harte Zäsur deshalb, weil es jeden betroffen hat», sagte sie der Deutschen Presse- Agentur. Es hätten sich Leute bei ihr gemeldet, die Angehörige durch Corona verloren hatten und ein härteres Durchgreifen verlangten. «Und es gab diejenigen, die von Corona verschont blieben und das alles als Humbug empfunden haben. An der Corona-Krise sind viele Familien zerbrochen. Ich kenne Familien, wo sich Jugendliche heimlich impfen ließen, weil sie es den Eltern nicht zu sagen wagten.»

«Es ist jetzt wirklich an der Zeit sich zu versöhnen», erklärte die Ministerin, die in ihrem Ressort auch für den gesellschaftlichen Zusammenhalt zuständig ist. Die meisten Menschen hätten die Pandemie gut überstanden und seien einigermaßen gesund geblieben. Konflikte müssten nun beigelegt werden. «Ich habe moralisch nie bewertet, wenn sich Beschäftigte in Gesundheitseinrichtungen nicht impfen lassen wollten.» Die Impflicht sei unter dem Eindruck der gefährlichen Delta- Variante des Coronavirus entstanden. Als die Kriterien nicht mehr galten, hätte man die Impfpflicht zurücknehmen müssen.

«Auch derzeit wird viel über die Bundesregierung geschimpft», betonte die Ministerin. Der Bund habe in der Pflicht gestanden, den Menschen so schnell wie möglich Klarheit über die steigenden Belastungen zu geben. «Das ist der Bundesregierung gelungen – spät, aber nicht zu spät.» Durch die Entlastungspakete des Bundes gebe es in der Bevölkerung jetzt ein Stück weit mehr Vertrauen. Das habe einen «heißen Herbst verhindert. «Es war der richtige Weg, den Leuten Sicherheit zu geben.»

Köpping erinnerte daran, dass Ostdeutsche besonders «krisenanfällig» sind: «Sie verdienen im Schnitt 700 Euro im Monat weniger. Die Decke ist hier einfach kürzer. Rücklagen sind schon in der Corona-Zeit aufgebraucht worden, wenn es sie denn überhaupt gab.» Auch ein Sparkonto falle im Osten in der Regel wesentlich geringer aus. Die meisten könnten auch nicht auf eine große Erbschaft bauen und hätten sich in ihrem Leben alles selbst erarbeiten müssen. «Die Sorge, sich in Zukunft vieles nicht mehr leisten zu können, ist hier größer. Dieses Thema hat in der Bundesregierung noch immer nicht den notwendigen Stellenwert. Auch wenn sich schon Einiges getan hat.» (dpa)