Vogtland- Seine «Vater und Sohn»-Zeichnungen machten Erich Ohser einst weithin bekannt.
An diesem Samstag wäre der Vogtländer 120 Jahre alt geworden. Mit Ausstellungen will die Stadt Plauen an den Zeichner und Karikaturisten erinnern. Zum 120. Geburtstag von Erich Ohser (1903-1944) gedenkt seine Heimatstadt Plauen dem Zeichner, der einst mit seinen «Vater und Sohn»-Bildgeschichten überregional Bekanntheit erlangte. «Er gilt als einer der Gründungsväter des Comics in Deutschland», erklärt Iris Haist, wissenschaftliche Leiterin der e.o.plauen Stiftung im Erich-Ohser-Haus. So ist am Samstag eine Gedenkveranstaltung am Grab des Künstlers geplant. Am Abend (ab 18 Uhr) sollen zudem Gedichte, Musik und Karikaturen aus dem Berlin der 1920er und 1930er Jahre im Erich-Ohser-Haus präsentiert werden. Der Karikaturist ist in Plauen aufgewachsen und studierte bis 1926 an der Staatlichen Akademie für Graphische Künste und Buchgewerbe in Leipzig. Später in seiner Berliner Zeit habe er eng mit dem Schriftsteller Erich Kästner zusammengearbeitet, erläutert Haist. «Zu vielen Schriften Kästners hat Ohser Witzbilder gezeichnet. Sie waren Freunde bis zum Tod.» Veröffentlicht hat Ohser in dieser Zeit etwa in der sozialdemokratischen Zeitung «Vorwärts». Bei einer Bücherverbrennung 1933 auf dem Berliner Opernplatz zerstörten die Nationalsozialisten Kästners Frühwerk, samt der von Ohser ausgestalteten Lyrik. Zu dieser Zeit habe der Karikaturist aus Angst viele seiner Zeichnungen selbst vernichtet, erzählt Haist. «Den größten Verlust in seinem Werk hat er leider selbst herbeigeführt.» In den 1930er Jahren entstanden auch die beliebten «Vater und Sohn»-Comics, die er unter dem Pseudonym «e.o.plauen» veröffentlichte. Gut erhalten seien Ohsers mehr als 800 Zeichnungen für die NS-Wochenschrift «Das Reich». Zu den Gründen für die Zusammenarbeit habe sich der Karikaturist nie geäußert, sagt Haist. «Womöglich hat er sich Sicherheit versprochen und er hat gut verdient.» Er habe nie antisemitisch gezeichnet, aber doch politisch-bissig gegen die «Kriegsfeinde» Großbritannien oder Russland. Später wurde Ohser wegen regimefeindlichen Äußerungen verhaftet. Der Prozess sollte am 6. April 1944 am Volksgerichtshof unter Roland Freisler beginnen. Ohser entzog sich diesem Tribunal und erhängte sich in der Nacht davor. Der gesamte Nachlass, darunter 1500 Originalzeichnungen, Erstausgaben von «Vater und Sohn» sowie 700 Briefe und Postkarten gehören zum Bestand des Erich-Ohser-Hauses in Plauen. «Unser Haus will sich für alle öffnen. Es soll ein freier Ort des Dialogs über Zeichenkunst und Kultur an sich werden», sagt die Leiterin. Freier Eintritt sei durch Fördergelder immer häufiger möglich - auch bei den Veranstaltungen in diesem Jubiläumsjahr. Die nächste Ausstellung «Vater und Sohn in Amerika - e.o.plauen trifft Frank Kings Gasoline Alley» beschäftigt sich mit zwei Klassikern der Comicgeschichte (02. April bis 5. Oktober). «Verbrannte Orte - Extended!» will im benachbarten Vogtlandmuseum die Bücherverbrennungen 1933 thematisieren (15. April bis 16. Mai). Und in dem Format «b-ERICH-te über e.o.plauen» werden von Mai bis August Texte, Briefe und Notizen von Ohser vorgetragen.
Quelle: dpa