Chemnitz- Es gibt Städte in denen jede freie Wiese und jede Baulücke für Immobilien verschwindet. Überall wird gebaut.
Leider werden die Freiräume für Kultur und Begegnung immer weniger. In Chemnitz ist das nicht so. Chemnitz hat Platz. Unsere Stadt kann solche Freiräume noch großzügig gestalten und nutzen. Immerhin lebten vor 30 Jahren noch 360.000 Menschen in Karl-Marx-Stadt. Zwar steigt die Einwohnerzahl seit einigen Jahren langsam wieder an, dennoch wird es noch längst nicht eng in Chemnitz. Eine Tatsache, die wir als Bürger dieser Stadt kaum noch zu schätzen wissen. Dieser Freiraum soll nun wieder genutzt werden und richtig erlebbar gemacht werden.
Letztes Jahr startete das Projekt „Nimm Platz“. Die Stadt Chemnitz suchte öffentliche Plätze in der Stadt, die unbedingt besser genutzt oder einfach nur gut gestaltet werden sollten. Darunter konnten klassische Plätze sein, wie beispielsweise der Josephinenplatz, der Lessingplatz, der Gerhart-Hauptmann-Platz. Es konnten aber auch Baulücken sein, Kreisverkehre, ungenutzte Wiesen in Wohngebieten oder nicht so schöne Mittelstreifen. Die Bürger durften entscheiden und ihre Vorschläge und Ideen fotografieren und an die Stadt senden, daraufhin wurde ein großes Online-Voting daraus gemacht um die Gewinner festzulegen.
Aufgrund der hohen Anteilnahme war klar, die Aktion „Nimm Platz“ wird keine einmalige sein. Dieses Jahr wird das Projekt wiederholt um besondere Orte und Flächen schöner zu gestalten und um ungenutzte Areale oder Plätze mit eigenen Ideen zu füllen. Die Idee zu „Nimm Platz“ lautet: Gemeinschaften schaffen Plätze und Plätze schaffen Gemeinschaft. So soll jedes Projekt mit aktiver Unterstützung der Chemnitzer entstehen, es soll Menschen zusammen bringen und schöne neue Orte mitten im Stadtteil, mitten in der Stadt werden. Damit die Gemeinschaft beispielsweise Orte zum urbanen Gärtnern, zum Sporttreiben, zum Spielen, zum Feiern, zum Grillen, zum Ausruhen, zum Freunde treffen, zum Kunst genießen oder zum Musik hören hat. Bis Ende Februar hatten die Chemnitzer die Möglichkeit ihre Ideen einzureichen. Genau 25 sind bei der Stadt eingegangen.
Nun muss erstmal das Voting vorbereitet werden. Dazu finden Gespräche mit den Projekt-Einreichern statt, um die Realisierbarkeit der Ideen sicher zu stellen. Dabei wird besprochen ob sich das Projekt genauso umsetzen lassen kann oder was vorher noch bedacht werden und wie mögliche Hürden aus dem Weg geräumt werden können. Wenn das geschafft ist, kann wieder gevotet werden.
Der Plan ist, dass jährlich auf diese Weise fünf Plätze neu konzipiert werden. Somit sollten dann bis 2025 tatsächlich 25 fertig sein. Manche vielleicht für lange, andere nur temporär – aber jede als Angebot für Begegnung und Freude, als Ausdruck der Kreativität und der Machermentalität der Stadt, denn Chemnitz hat Ideen und Chemnitz kann anpacken.