Mo, 06.11.2023 , 14:00 Uhr

Ein Kommentar zum Kommentar

Pressestelle wird mit Presseanfragen „tierisch genervt" - Ein Kommentar zum unprofessionellen Wut-Statement der Landeshauptstadt Dresden

Dresden - Nachdem Sachsen Fernsehen Mitte der Woche über die Vergabe städtischer Aufträge für Teenie-Partys im Rathaus berichtete, hat sich nun die Pressestelle der Stadt Dresden mit einem Statement an die Öffentlichkeit gewandt. "Das hat es in sich", meint Benedict Bartsch.

Was macht eine Pressestelle? Richtig: Anfragen beantworten, mit Journalisten sprechen, Community-Management betreiben. Der Landeshauptstadt Dresden ist das offenbar alles zu viel - zumindest beim Thema Rathaus-Partys. Berechtigte Fragen von Journalisten & gewählten Abgeordneten will man nicht mehr beantworten.

Die Leiterin der Pressestelle lässt sich in einer offiziellen Pressemitteilung der Stadtverwaltung und auf der Internetseite www.dresden.de mächtig über unsere Sachsen Fernsehen-Recherche aus - dieser Tonfall ist für eine Behörde äußert ungewöhnlich und bedenkenswert.

"Und weil uns das langsam tierisch nervt in unserer Pressestelle, weil wir gern wieder Themen aufbereiten würden, die wirklich wichtig sind und wir für die mittlerweile 14 Medienanfragen und 21 Stadtratsanfragen zum Thema mehr als 20 Arbeitsstunden in unserem Amt verbraucht haben, versuchen wir es jetzt mal mit einfacher Sprache.", schreibt die Stadtverwaltung in der Meldung.

Eigentlich sei das Thema durch, definitiv nicht mehr berichtenswert, alle Fragen seien längst beantwortet - so quasi die Behauptung der Sprecherin. Ich wusste gar nicht, dass die Stadt-Pressestelle entscheidet, wann Medien welches Thema untersuchen. Und "durch" ist das Thema ja wohl nicht - wenn fast alle Fraktionen des Dresdner Stadtrats nun dringend Aufklärung fordern.

Das bei Sachsen Fernsehen-Anfragen über Tage gemauert wurde, und uns durch einen Vertreter der Pressestelle unverblümt von einer weiteren Recherche abgeraten wurde, davon ist in der Meldung kein Wort geschrieben. Aus fadenscheinigen Gründen wurden unserem Sender lange keine echten Auskünfte zu den Auftragnehmern gegeben- und jetzt tut die Stadt so, als ob von Beginn an eh immer alles klar und transparent gewesen sei? Dem ist nicht so und das können wir durch zig E-Mails klar belegen. 

Harte Vorwürfe gegen Medien (neben Sachsen Fernsehen berichtete auch die Dresdner Morgenpost) lässt die Stadt nicht aus:

"Mit ein bisschen Verschwörung, Geheimnis und Schmutz lassen sich gute Klickzahlen generieren. Da werden Personen in Misskredit gebracht, Vermutungen geäußert, Altes nochmal aufgewärmt und klare Fakten einfach ignoriert. Man nimmt, was man kriegen kann und träumt davon „investigativ“ zu arbeiten. Vielleicht aber ist man auch nur Mittel zum Zweck? Ist ja bald Kommunalwahl …"

Mit unserer Recherche haben wir tatsächlich sehr gute Klickzahlen erzielt. Das Thema scheint unsere Zuschauerinnen und Zuschauer, auch Stadträte, brennend zu interessieren. Auf Instagram & TikTok diskutierten sogar die "Teenies" in den Kommentaren darüber - man gilt übrigens, entgegen der belehrenden Behauptung der Pressestelle, durchaus bis zum 20. Lebensjahr als "Teenager", das bringt schon das englische Wort "eighTEEN" mit sich.

Emotionaler kann man die Hosen nicht runter lassen. Uns ist schon klar, dass ein kritischer Bericht nicht für Freude im Rathaus sorgt - aber solch eine Wut-Reaktion ist für das Presseamt einer Landeshauptstadt vollkommen unprofessionell.

Konstruktive Kritik, ein sachliches FAQ, eine kernige Stellungnahme der Verwaltung - wäre wohl der bessere Weg gewesen. Das "Comedy-Statement" der Stadtsprecherin ist aber nicht witzig und ulkig, sondern peinlich, übergriffig  und unangemessen.

▶️ Link zur Stadt-Webseite: www.dresden.de/de/rathaus/aktuelles/pressemitteilungen/2023/11/pm_013.php