Do, 05.12.2019 , 13:14 Uhr

Pÿur erhält Prellbock 2019

Dresden - Die Verbraucherzentrale Sachsen verleiht ihren Negativpreis Prellbock dieses Jahr an die Marke Pÿur, den Kabel-Internet-Anbieter der Tele Columbus AG. 3000 Sachsen haben abgestimmt. Pÿur erhielt mit fast 400 die meisten Stimmen. Die Begründungen der Verbraucher reichen von zu langsamen High-Speed-Internet-Anschlüssen über verkehrte Rechnungen bis hin zu schlechtem Service. Die Verbraucherzentrale kündigte zudem an, Pÿur wegen intransparenter Preise abzumahnen.

„Viele Kunden des diesjährigen Prellbock-Gewinners berichten von einem Ohnmachtsgefühl, weil sie nicht in der Lage sind, ihre Probleme mit dem Anbieter selbst zu lösen. In den meisten Fällen können wir helfen, aber manchmal sind auch uns die Hände gebunden“, erklärt Andreas Eichhorst, Vorstand der Verbraucherzentrale Sachsen. Das Unternehmen steht auch bei der Nachfrage in den Beratungsstellen der Verbraucherzentrale seit Jahren im oberen Bereich. Laut Verbraucherzentrale gehörten auch intransparente und unklare Preisangaben zum Geschäftsmodell von Pÿur. Die Verbraucherzentrale Sachsen will das Unternehmen deshalb zusätzlich zum Gewinn des Prellbocks mit einer Abmahnung "überraschen". Gegenstand sollen Preisdarstellung und Geschäftsbedingungen auf der Internetpräsenz des Unternehmens sein. Keine Wahl haben aber die Mieter, die keine alternativen Anbieter für Internet, Telefonie oder Fernsehen wählen können, weil der Vermieter einen Vertrag mit Pÿur abgeschlossen hat. Aber selbst wenn ein Wechsel in Frage kommt, deuten die Plätze 2 und 3 der Prellbock-Befragung eine echte Schieflage am Markt an. Mit 141 Stimmen landet auf Platz 2 die Vodafone GmbH aus Düsseldorf und auf Platz 3 mit 109 Stimmen die Deutsche Telekom GmbH. Allesamt große Player im Telekommunikationssegment.

Wir haben bei Tele Columbus nachgefragt, wie das Unternehmen auf den Negativpreis reagiert. Silke Bernhardt, Sprecherin von Tele Columbus, schreibt: 

"Kundenorientierung und Kundenservice stehen bei Tele Columbus an oberster Stelle. Wir versorgen unter der Marke Pÿur in Sachsen mehr als eine Million Haushalte und bieten die leistungsfähigsten Internet-Zugänge im Land, wie jüngst der Test der Fachzeitschrift PC Magazin ermittelt hat. Zudem haben wir erhebliche Investitionen in die Netzqualität getätigt, den Kundenservice massiv ausgebaut, die Pyur App für verbesserte Kundeninformation eingeführt und werden unsere Maßnahmen zur Steigerung der Kundenzufriedenheit weiter fortsetzen. Die Fortschritte, die wir im Kundenservice erzielt haben, wurden uns aktuell in unabhängigen Hotline- und Netzwerktests führender deutscher Fachzeitschriften wie Chip, Connect, ComputerBild und PCMagazin bestätigt und vermitteln ein repräsentatives Gesamtbild unserer Leistung. Die Bewertung durch die Verbraucherzentrale können wir somit nicht nachvollziehen. Dennoch werden wir uns mit dem Ergebnis und den Fällen auseinandersetzen, um unseren Service weiter zu verbessern."

Juryentscheidung für Vonovia: Neben Pÿur gibt es noch einen weiteren Prellbock 2019. Im Rahmen der traditionellen Jurysitzung haben sich Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft, Gesellschaft und Verbraucherschutz für einen separaten Jurypreis an die Vonovia SE mit Sitz in Bochum entschieden. „Mieter bekommen Abrechnungen über erhöhte Nebenkosten, die sie nicht verstehen“, urteilt die Prellbock-Jury. „Wenn es um den Wohnraum der Menschen in Sachsen geht, ist die Betroffenheit besonders hoch. Für Menschen mit wenig Alternativen, eine andere Wohnung zu finden, sind hohe Kosten für Stromversorgung, Warmwasser oder Winterdienst ein ernstes Problem“, so die Jury weiter. Genau 3.173 Verbraucher gaben ihren Vorschlag für den „Prellbock 2019“ ab. Im Anschluss hat nach – intensiver Diskussion –eine Fachjury aus den Vorschlägen, die am häufigsten genannt wurden, den Preisträger des Jurypreises ermittelt. Der Verbraucherpreis ergibt sich automatisch aus den meisten Stimmen. Der Negativpreis der Verbraucherzentrale Sachsen wird alle zwei Jahre gewählt. Es ist das vierte Mal, dass der Prellbock vergeben wird. 2013 ging er an den Abofallenbetreiber B2B Technologies GmbH aus Chemnitz, im Jahr 2015 wurde er an die MGN GmbH in Dresden verliehen, die Senioren teure Abos für Nahrungsergänzungsmittel verkaufte und 2017 wurde erstmals ein Doppelpreis an die Erzgebirgssparkasse und die Sparkasse Zwickau wegen gekündigter Prämiensparverträge ausgereicht. In allen Fällen hat die Verbraucherzentrale Sachsen gegen die Gewinner geklagt.