Sebnitz - Bei einer Gewalt-Aktion wurden Flüchtlinge in ihrem Wohnhaus in Sebnitz von vier Männern attackiert, die rassistische Parolen riefen.
Dies wurde in einem Video, das Sachsen Fernsehen exklusiv vorliegt, festgehalten. Auf den Aufnahmen sieht man zwei maskierte Männer, von denen einer scheinbar mit einer Stange bewaffnet ist, im Flur des Wohnhauses stehen. Einer der mutmaßlichen Angreifer trägt ein weißes Shirt, das einen Wehrmachts-Soldaten und eine Reichsflagge darstellt.
Die Polizei hat Kenntnis von dem 24-sekündigen Clip, und laut Polizeisprecher Marko Laske
"sichtet der Staatsschutz im Zuge der Ermittlungen auch diese Videoaufnahmen."
Nach Polizeiangaben haben die mutmaßlichen Täter kurz vor der Aufnahme des Videos gewaltsam die Hintertür des Wohnhauses eingetreten.
Ein Afghane, der in dem Haus lebt, schilderte Sachsen Fernsehen die erschreckende Situation:
"Wir waren gerade am Abendessen, haben dann laute Geräusche gehört. Jemand aus meiner Familie ist runtergegangen, stand dann zwei maskierten und zwei unmaskierten Männern gegenüber."
Der Flüchtling war sichtlich schockiert über den Vorfall und äußerte seine Ängste: "Es war sehr schlimm. Ich war traurig, habe die ganze Zeit an meine Familie gedacht."
Der Staatschutz der Dresdner Polizei ermittelt nun wegen gefährlicher Körperverletzung, Beleidigung und Hausfriedensbruch. Laut den Beamten sollen zwei der Täter nach einem 18-jährigen Hausbewohner geschlagen haben. Anschließend stießen sie ihn gegen eine Hauswand und warfen Gegenstände. Die Täter flohen, als weitere Anwohner, einer mit einem kleinen Hammer in der Hand, hinzukamen. Wie die Polizei am Montagnachmittag mitteilt, konnte inzwischen ein erster Tatverdächtiger ermittelt werden. Bei dem mutmaßlichen Schläger handelt es sich um einen 20-Jährigen . Der junge Mann steht im Verdacht, mit einer Sturmhaube maskiert in das Haus eingedrungen zu sein und zwei Hausbewohner mit einer Stange attackiert zu haben.
"Der 20-Jährige geriet aufgrund einer markanten Personenbeschreibung sowie eines Videos der Tat in das Visier der Ermittler.", berichtet Polizeisprecher Marko Laske. Gestern Abend durchsuchten die Beamten auf Grundlage eines richterlichen Beschlusses seine Wohnung in Sebnitz. Dabei stellten die Ermittler verschiedene Beweismittel sicher. "Nach bisherigem Ermittlungsstand handelte der 20-Jährige mit einem Komplizen innerhalb des Hauses. Nach ihm wird gefahndet.", so die Polizei. Ermittler sicherten am Sonntag Blutspuren vor und in dem Gebäude und befragten Zeugen. In dem Video ist zu sehen, dass einer der Täter offenbar eine Wunde an der linken Hand hat. Die Herkunft der Verletzung ist laut Polizeisprecher Marko Laske noch unklar.Warum dieser Angriff? Ein Flüchtling vermutet im Interview mit Sachsen Fernsehen einen Zusammenhang mit einem früheren Vorfall: "Jemand aus meiner Familie wurde am Sebnitzer Busbahnhof von zwei Männern rassistisch beleidigt und angespuckt. Daraufhin konterte er zurück." Wollten die Männer wegen des Wortgefechts Rache ausüben? Eine Vermutung des jungen Mannes, die aber unbestätigt ist. Die Polizei ermittelt zu den Hintergründen. Polizeisprecher Laske:
"Im Rahmen der Ermittlungen ist eine weitere Straftat bekannt geworden. Demnach sind die beiden betroffenen Hausbewohner drei Stunden vor dem Übergriff von zwei Unbekannten rassistisch beleidigt worden. Die Tat ereignete sich auf der Bahnhofstraße. Ein Ermittlungsverfahren wegen Volksverhetzung wurde eingeleitet. Ob die zwei Straftaten im Zusammenhang stehen, ist Gegenstand der Ermittlungen."
Zeugen werden gebeten, sich unter der Rufnummer (0351) 483 22 33 bei der Dresdner Polizei zu melden.