Sachsen - Die Nacht soll nach dem Willen von Umweltschützern auch in Städten so dunkel wie möglich bleiben.
Jetzt, wo die Nächte wieder länger werden, nimmt künstliche Beleuchtung am Abend und nachts wieder zu. Dabei sind Menschen, Tiere und Pflanzen auf die Dunkelheit in der Nacht angewiesen, erklärte der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) in Dresden und erinnerte daran, dass gerade viele Tierarten ihre Verhaltensweise an die Dunkelheit angepasst haben.
"Wir fordern insektenschonende Straßenbeleuchtung im gesamten Stadtgebiet. Insbesondere an Standorten mit Artenreichtum beziehungsweise sensiblen Arten muss dies schnell umgesetzt werden", forderte BUND-Vorstandsmitglied Jenny Förster. Neben der Stadt könne auch jeder Bürger dazu beitragen: Wo es nicht unbedingt notwendig sei, sollte auf nächtliche Beleuchtung verzichtet oder diese auf ein Minimum reduziert werden.
"Gerade Insekten sind durch künstliche, nächtliche Beleuchtung gefährdet. Dabei stellen diese eine wichtige Nahrungsquelle für viele andere Tierarten dar und sind seit Jahrzehnten von einem beispiellosen Rückgang betroffen", beschrieb Förster die Situation. Die Lichtverschmutzung betreffe nicht alle Tierarten gleichermaßen. Doch durch eine enge Vernetzung von Lebewesen in Nahrungsketten sei jede einzelne Art wichtig für die Stabilität ganzer Ökosysteme.
Vor allem nachtaktive Tierarten wie etwa Nachtfalter werden von künstlichen Lichtquellen angezogen. Dort stellen sie eine leichte Beute für ihre Fressfeinde dar, verbrennen an Scheinwerfern und Lampen oder sterben durch Erschöpfung. "Die Zahl betroffener Tierarten ist nicht zu unterschätzen – rund 30 Prozent der Wirbeltiere und sogar über 60 Prozent der Wirbellosen sind nachtaktiv", stellte der BUND klar.
Zu künstlichen Lichtquellen in der Nacht zählen vor allem die Straßenbeleuchtung, Licht aus nicht abgedunkelten Fenstern, beleuchtete Werbetafeln, Bildschirme sowie Beleuchtungen zu dekorativen Zwecken. Laut BUND nehmen diese Lichtquellen seit Jahrzehnten stetig zu. "Anhand von Satellitendaten konnte allein in den letzten zehn Jahren fast eine Verdopplung der Lichtverschmutzung in Dresden beobachtet werden", hieß es.
Der Naturschutzbund Deutschland nennt als Lösung gelb scheinende Natriumdampflampen. Ihr Lichtspektrum sei für nachtaktive Insekten nicht wahrnehmbar - anders als Licht im kalten Spektrum. Insekten würden sich am weißen Licht des Monds orientieren. «Die künstlichen Lichtquellen werden also als Mond wahrgenommen, und da sich der Winkel vom Insekt zum Licht hier viel schneller ändert als der zum Mond, geraten sie in einer kreisförmigen Flugbahn immer näher an das Licht.»
Auch der BUND empfiehlt, in unausweichlichen Fällen von Beleuchtung auf energiesparende Lichtquellen zu achten und warme Farbtöne zu verwenden. Das Licht sollte so eingestellt werden, dass nur der erforderliche Bereich erhellt wird. Auch bei den Beleuchtungszeiten gilt das notwendige Minimum als Maß der Dinge. "Für nächtliche Beleuchtung muss der Grundsatz gelten: So wenig wie möglich und nur so viel wie nötig", sagte Jenny Forster. (dpa)