Dresden – Heute ist es soweit, um 20:30 Uhr ist der Anpfiff des ersten Relegationsspiels zwischen dem Drittliga-Dritten 1. FC Kaiserslautern und dem Zweitliga-Drittletzten Dynamo Dresden. Rund 50.000 Fans werden erwartet. Das Spiel wird außerdem auf Sat.1 und Sky live übertragen.
„Wir müssen cool bleiben und unser Hirn einschalten“, warnte der neue FCK-Coach Dirk Schuster angesichts des Hexenkessels Fritz-Walter-Stadion auf dem legendären Betzenberg. Die Partie ist mit 46 895 Zuschauern längst ausverkauft. Aufgrund einer Pufferzone auf der Osttribüne zwischen beiden Fangruppen ist die Kapazität begrenzt. Die Polizei ist alarmiert und mit einem Großaufgebot unterwegs: 2013 hatte es bei einem Aufeinandertreffen beider Fußball-Clubs schwere Krawalle gegeben. Die Stadtverwaltung richtete eine „glasfreie Zone“ ein und sprach ein Alkoholverbot aus. Aus Dresden werden rund 5000 Fans erwartet, das Rückspiel steht am Dienstag an.
In Lautern ist das Fußballfieber nach - finanziell und sportlich - sehr schwierigen Jahren seit dem Abstieg aus dem Oberhaus 2012 wieder in die Höhe geschossen. Zuletzt spielten die Roten Teufel vor über 45 000 Fans gegen den 1. FC Saarbrücken und gegen Borussia Dortmund II.
Zur großen Enttäuschung des Anhangs aber vermasselte die Mannschaft unter Marco Antwerpen mit drei Niederlagen zum Saisonende den direkten Aufstieg und der Traditionsclub wechselte flugs noch den Trainer. Schuster kam nach einjähriger Auszeit seit seinem Abschied beim FC Erzgebirge Aue natürlich mit Begeisterung. Er vollbrachte 2014 mit Darmstadt 98 das Kunststück, nach einem 1:3 im Relegationshinspiel gegen Arminia Bielefeld mit einem 4:2 im Rückspiel in die 2. Liga aufzusteigen. Mit der Lilien marschierte der gebürtige Chemnitzer ein Jahr später sogar bis ins Oberhaus durch.
„Er weiß, was auf uns zukommt. Mit Sicherheit kann uns das helfen, das kann ein paar Prozentpunkte ausmachen“, sagt Kapitän Jean Zimmer. „Aber wir sind auf dem Platz die Entscheider - und er hatte auch nur wenig Zeit.“
Schusters Dresdner Kollege Guerino Capretti konnte seinen Job im Gegensatz zu Antwerpen noch in die Relegation retten: Seit seinem Start bei Dynamo Anfang März hat der Deutsch-Italiener keines seiner zehn Spiele gewonnen. In Dresden hatte man seine Verpflichtung als Nachfolger von Alexander Schmidt argwöhnisch betrachtet, führte der 40-Jährige zuvor doch nur unterklassige Vereine.
Schlimmer noch für die Sachsen: Dynamo hat 2022 noch kein einziges Pflichtspiel mit einem Dreier beendet. Und die Dresdner sind der erste Verein, der diese Relegation zum dritten Mal bestreitet. 2011 setzte sich Dynamo als Drittligist gegen den VfL Osnabrück durch, zwei Jahre später dann als Zweitligist gegen den gleichen Gegner.
FCK-Routinier Zimmer sieht die ganzen Begleitumstände pragmatisch: „Alles auf null! Das ist genau der Charme dieser Partien.“ Chris Löwe weiß, wie es ist, wenn der Betze brennt. „Ich habe ihn über Jahre als Heimstätte kennengelernt. Mit allem, was dazugehört, ist es der schwerste Gegner, den wir bekommen konnten“, sagt der Ex-Lauterer im Dresden-Dress. Dynamo-Sportchef Ralf Becker spielt die Bedeutung der Relegation erst gar nicht herunter. „In den nächsten sieben Tagen finden die beiden wichtigsten Spiele der letzten fünf bis zehn Jahre statt“, sagt der Ex-Profi. (mit dpa)