Sachsen- Das sieglose Schlusslicht hängt tief im Schacht fest.
Der FC Erzgebirge Aue ist vor dem Westsachsen-Derby am Sonntag (14.00 Uhr/MagentaSport) gegen den FSV Zwickau um Schadensbegrenzung bemüht. Timo Rost benötigt endlich Zählbares, sonst könnte bei dem ohnehin für wenig Geduld bekannten Präsidenten Helge Leonhardt auch das nächste Trainer-Projekt schon nach acht Spieltagen gescheitert sein. Kapitän Dimitrij Nazarov deutete nach der Niederlage in Essen schon an: «Seit Wochen ist der Wurm drin, das ist schwer zu erklären. Es zählt nur der Sieg, auch ein Unentschieden hilft uns nicht.» Ratlosigkeit und Resignation machen sich beim Fußball-Drittligisten breit. Rost bemängelte beim 1:2 in Essen vor allem die «Zweikampfführung bei Standards». Dabei gehörte genau das zu den Trainingsschwerpunkten unter der Woche. Gerade die Kumpel-Tugenden wie Leidenschaft, Mentalität, Laufbereitschaft, Aggressivität in den Zweikämpfen waren einst die Stärken im Erzgebirge. Nach sieben Spieltagen sollten selbst die 19 Neuzugänge die Vereinsphilosophie im Lößnitztal verinnerlicht haben. Und nun kommt der auswärts noch sieg- und torlose FSV zum Derby.
«Wir fahren jetzt selbstbewusst nach Aue», sagte FSV-Ersatzkeeper Max Sprang nach dem Remis gegen Viktoria Köln, wo Zwickau die klar bessere Mannschaft war, aber mit der Chancenverwertung haderte. Wenn nicht jetzt der erste Heimsieg, wann dann, möge man meinen.
Doch Aue ist der Glauben an die eigene Stärke, die beim Sachsen-Derby gegen Dynamo Dresden (0:1) zu erkennen war, offenbar abhanden gekommen. Selbst Insider Pavel Dotchev glaubt nicht an einem Wiederaufstieg. «Sie werden auch nicht absteigen, dass ist für mich auch klar. Am Ende belegt Aue einen guten einstelligen Tabellenplatz», sagte der der ehemalige Sportdirektor zuletzt dem «RevierSport». Dotchev schaffte mit Aue 2016 den sofortigen Wiederaufstieg. Das gelang zuvor nur noch Gerd Schädlich und Rico Schmitt. Wie schon so oft in der jüngsten Vergangenheit durchgespielt, stärkt Aue-Boss Leonhardt seinem Trainer demonstrativ noch den Rücken. «Ich kann den Frust bei den Fans und im Umfeld verstehen, es wird aber keinen Aktionismus geben», sagte der 63-Jährige der «Bild» und nahm das Team in die Pflicht: «Wir haben die Mannschaft mit viel Akribie zusammengestellt, Timo Rost hat sich bei jedem Einzelnen mächtig ins Zeug gelegt. Die Spieler müssen es dem Trainer jetzt zurückzahlen.» Leonhardt kann sich kaum einen erneuten Trainerwechsel leisten.
Er hatte schon zuletzt mit dem gescheiterten Drei-Monate-Projekt Aleksey Shpilevski und der Aushilfsvariante Marc Hensel viel Kredit beim Kumpelverein verspielt. Seit dem Weggang von Domenico Tedesco im Sommer 2017 gaben sich bis Rost allein neun Trainer inklusive Interimslösungen die Klinke in die Hand. (dpa)