Zwickau/Bautzen - In mehreren sächsischen Städten haben erneut Menschen gegen Rechtsextremismus demonstriert. In Bautzen etwa kamen nach Angaben der Polizei etwa 1500 Menschen am Sonnabend zu einer Kundgebung auf dem Hauptmarkt mit anschließendem Umzug. Unter dem Titel «Demokratie schützen - AfD & Rechte Netzwerke bekämpfen» ist für Sonntagnachmittag in Zwickau eine Versammlung mit rund 1000 Teilnehmern auf dem Marktplatz geplant.
«Das Engagement und deutliche Eintreten so vieler unterschiedlicher Menschen und Gruppen für unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung stimmt mich zuversichtlich», sagte der Bischof des Bistums Dresden-Meißen, Heinrich Timmerevers, der Deutschen Presse-Agentur. «Es stärkt in mir die Überzeugung, dass es einen breiten gesellschaftlichen Grundkonsens gibt, den wir als Gemeinschaft nicht bereit sind zu verlassen. Schauen wir auf das Verbindende!»
Ergänzend zu den Demonstrationen brauche es einen Dialog darüber, wie wir die Herausforderungen und Fragen unserer Zeit angehen wollen, betonte der Bischof. «Ich wünsche mir, dass aus den aktuellen Demonstrationen wieder mehr Mut und Bereitschaft zum offenen und friedlichen Gespräch erwachsen.»
«Wir erheben heute unsere Stimme nicht nur gegen die unmenschlichen Ausschaffungspläne von Rechtsextremisten», sagte Innenminister Armin Schuster (CDU) laut seinem Ministerium bei der Kundgebung in Bautzen. «Wir sagen auch laut und deutlich Nein zu einer Herrschaft des Unrechts und des Chaos.» Selbstverständlich werde über verschiedene Positionen zur aktuellen Situation bei der Migration gestritten. «Dass so viele in unserer Gesellschaft den extremistischen Plänen, Millionen von Menschen nach Afrika zu verfrachten, öffentlich eine klare Absage erteilen, ist ein ganz besonderer Verfassungsschutz.»
Seit rund zwei Wochen haben bundesweit Hunderttausende Menschen gegen Rechtsextremismus und die AfD demonstriert. Auslöser der Proteste waren Enthüllungen des Recherchezentrums Correctiv über ein Treffen radikaler Rechter am 25. November, an dem einige AfD-Politiker sowie einzelne Mitglieder der CDU und der sehr konservativen Werteunion in Potsdam teilgenommen hatten. Der frühere Kopf der rechtsextremen Identitären Bewegung in Österreich, Martin Sellner, hatte bei dem Treffen nach eigenen Angaben über «Remigration» gesprochen. Wenn Rechtsextremisten den Begriff verwenden, meinen sie in der Regel, dass eine große Zahl von Menschen ausländischer Herkunft das Land verlassen soll - auch unter Zwang.
(dpa)