Dresden – Der Wettlauf um die besten Auszubildenden ist in vollem Gange. Doch schon jetzt wird deutlich, das etwa 1.600 Ausbildungsplätze in Sachsen unbesetzt bleiben. Aktuell sind noch etwa 10.900 Schüler auf der suche nach einer Stelle.
Von Oktober 2017 bis März 2018 haben in Sachsen insgesamt rund 16.900 Jugendliche auch mit Unterstützung der Berufsberatung einen Ausbildungsplatz gesucht. Im gleichen Zeitraum haben die sächsischen Unternehmen über 17.100 Berufsausbildungsstellen gemeldet. Von den bisher gemeldeten Ausbildungsstellen sind noch 12.500 frei. Damit stehen die Chancen für die 10.900 Jugendlichen, die noch keinen Ausbildungsvertrag in der Tasche haben, recht gut. „Der Wettlauf um die besten Auszubildenden ist im vollen Gange – und der Wettbewerb verschärft sich. Gut ist, dass mehr Jugendliche als im Vorjahr eine Ausbildung suchen und die Betriebe wollen auch mehr neue Auszubildende. Schon heute fehlen dennoch rechnerisch über 1.600 junge Menschen, um die aktuell freien Lehrstellen besetzen zu können. Deshalb ist es wichtig, dass sich alle an einer Ausbildung interessierten jungen Menschen bei der Berufsberatung melden. Nur dann können wir die Lehrstellen möglichst passgenau vermitteln und dabei helfen, dass kein Jugendlicher verloren geht“, sagte Klaus-Peter Hansen, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Sachsen der Bundesagentur für Arbeit.
Gemeldete Ausbildungsbewerber: 16.858
Ausbildungsbewerber im Vorjahresvergleich: +378 oder + 2,3 Prozent
Gemeldete Berufsausbildungsstellen: 17.103
Berufsausbildungsstellen Vorjahresvergleich: +81 oder + 0,5 Prozent
Das Ausbildungsjahr beginnt immer im Oktober eines Jahres. Seit Oktober 2017 haben sich in Sachsen insgesamt 16.858 Mädchen und Jungen in den Agenturen für Arbeit gemeldet und bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz beraten lassen. Das sind 378 oder 2,3 Prozent mehr als im letzten Jahr. Im gleichen Zeitraum wurden den sächsischen Arbeitsagenturen 17.103 Ausbildungsstellen gemeldet. Das sind 81 oder 0,5 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Aktuell sind noch 10.870 Schüler auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz. Dem gegenüber stehen 12.520 freie Ausbildungsstellen. Damit gibt es rein rechnerisch für jeden Bewerber mindestens eine freie Ausbildungsstelle. „Bereits seit sieben Jahren haben wir zur Halbjahresbilanz mehr freie Lehrstellen als noch suchende Bewerber. Das ist einerseits auf die hohen Fachkräftebedarfe der sächsischen Unternehmen zurückzuführen und andererseits auf den Trend zu höherwertigen Schulabschlüssen sowie die hohe Studierneigung“, erklärt Hansen.
Auf dem Ausbildungsmarkt haben die Bewerber momentan die besseren Karten. Sie können zwischen vielen Angeboten wählen, Betriebe hingegen müssen bei der Bewerberrekrutierung immer kreativer werden. Das ist für die sächsischen Schüler gut. „Jedoch hat eine Ausbildung auch ein Preisschild“, gibt Hansen zu bedenken.
Die jungen Menschen sind gefordert, ihre Stärken, Fähigkeiten und Talente gegenüber den Betrieben besser zu präsentieren. Tugenden wie Belastbarkeit, Höflichkeit, Teamfähigkeit, Lernbereitschaft, Fleiß und Pünktlichkeit sind besonders wichtig. In den vergangenen drei Jahren blieben über 1.600 Lehrstellen unbesetzt. „Das ist mit dem Blick auf die hohen Fachkräftebedarfe nicht gut für Sachsen. Personalentscheider wissen, dass die Quelle für Fachkräfte die Ausbildung im Betrieb ist. Deshalb ist es von Vorteil, wenn die Betriebe für ihre Ausbildungsbedingungen werben und dabei auch neue Wege gehen. An der Frage einer angemessenen Ausbildungsvergütung kommt man dann nicht vorbei. Zusätzlich sollten Personalentscheider den Fokus weiter auf die Stärken und Talente der Bewerber richten und keine Bewerber von vorherein ausschließen“, appelliert Hansen.
Jeder Jugendliche, der noch keine Ausbildung hat, sollte seinen Berufsberater bei der Suche nach einer Ausbildung einbinden. Denn für die Ausbildungsbewerber ist es nicht immer leicht, sich für den richtigen Beruf zu entscheiden. Die Berufsberater kennen den regionalen Arbeitsmarkt, aktuelle Trends, Berufe und deren Zukunftschancen. Das, kombiniert mit den Talenten und Interessen der Jugendlichen, bildet eine gute Grundlage bei der Berufswahl. „Auch die jungen Menschen aus den Gymnasien sollten sich neben der Studienorientierung mit den Chancen und Möglichkeiten der Berufsausbildung beschäftigen. Nur jeder zehnte Ausbildungsbewerber ist aktuell ein Gymnasiast. Dabei sind Arbeitsmarkt und Karrierechancen für sie auch nach der Ausbildung sehr gut. So gibt es viele Möglichkeiten der Aufstiegsweiterbildung über Weiterbildungslehrgänge, ein berufsbegleitendes Studium oder Meister- und Technikerabschlüsse“, sagte Hansen.
Die Wunschberufe der Jugendlichen sind seit vielen Jahren unverändert. Jeder dritte Jugendliche entscheidet sich für einen TOP-Ten-Beruf. Dazu gehören die Berufe des Verkäufers, des Einzelhandelskaufmanns, des Kfz-Mechatronikers, des Kaufmanns für Bürokommunikation oder Fachlagerists. Auf den ersten zehn Plätzen der Wunschberufe befinden sich weiterhin der Mechatroniker, der Verwaltungsfachangestellte, der Fachinformatiker, der Tischler und der Koch. Damit haben sich 64,6 Prozent (10.895 Jugendliche) auf einen anderen, der insgesamt 330 Ausbildungsberufe festgelegt. Dabei gibt es auch in vielen anderen Berufen recht gute Chancen auf eine Ausbildung. So stehen zum Beispiel für die Berufe Fleischereifachverkäufer, Verfahrensmechaniker, Stahlbetonbauer, Dachdecker, Mechatroniker und Versicherungskaufmann deutlich mehr freie Ausbildungsplätze zur Verfügung als es Bewerber dafür gibt. Deshalb sollten Jugendliche zu ihrem Wunschberuf auch Alternativen entwickeln. Oft liegt der Schlüssel für einen erfolgreichen Berufseinstieg direkt vor der Tür, zum Beispiel hinter einer ungewohnten Berufsbezeichnung oder in einem kleinen oder weniger bekannten Betrieb.
Quelle: Bundesagentur für Arbeit